The Brutality of War and the Limits of Violence in Archaic and Classical Greece
Final Report Abstract
Der politische Binnenraum der griechischen Polis war - zumindest in Hinblick auf die Beziehungen zwischen den männlichen Bürgern - als gewaltfreie Zone konstruiert. Der Krieg war hingegen freilich eine blutige Angelegenheit. Zur Definition des männlichen Polisbürgers gehörte nicht nur der Schutz vor Gewalt innerhalb der Gemeinschaft, sondern auch seine Gewaltfähigkeit und Einsatzbereitschaft gegenüber äußeren Feinden. Nichtsdestoweniger zeugen die Quellen davon, dass man auch im Krieg in der Regel darum bemüht war, die Integrität der Körper der Feinde zu wahren. Wenn die Feinde in den Augen der Sieger besondere Schuld auf sich geladen hatten, sollte man sich nicht an den Körpern der Feinde vergreifen, sondern bediente sich derselben Strafen wie in der Polis. Die Deutungsmuster von Gewalthandlungen im politischen Raum der Polis hatten insofern nicht nur Auswirkungen auf die Auseinandersetzung mit Kriegsgewalt, sondern auch Einfluss auf die Ausformungen der griechischen Kriegspraxis. Ambivalenzen und Widersprüchlichkeiten, wie man mit besiegten Feinden umzugehen hatte, prägten daher sowohl die Realitäten als auch die Repräsentationen der Kriegsführung in der griechischen Poliswelt. Zu den Paradoxien des Krieges gehört es, dass in ihm einerseits die soziale Ordnung ihre Bestätigung fand, anderseits der Krieg immer auch das Potential hatte, bestehende Normen zu transzendieren und zu sprengen.