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Wie sehr vertraust du mir? Die Bestimmung von Schwellenwerten für die Wahrnehmung von Vertrauen

Antragsteller Professor Dr. Joris Lammers, seit 3/2021
Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 409549298
 
Vertrauen und Misstrauen werden nicht in einem sozialen Vakuum erlebt. Beide Zustände benötigen zumindest eine weitere Person: den Empfänger des Ver- oder Misstrauens. Wird einer Person gegenüber Ver- oder Misstrauen signalisiert, so kann dies starke Reaktionen in ihr auslösen. Die Forschung hat bislang jedoch erst erstaunlich wenig untersucht, wie Personen auf entgegengebrachtes Ver- oder Misstrauen reagieren. Wie beeinflusst es eine Person, wenn ihr misstraut, nur wenig vertraut oder sogar gänzlich vertraut wird? Ab wann wird entgegengebrachtes Vertrauen als solches empfunden? Gibt es bestimmte Schwellenwerte hierfür? Erste eigene Forschungsergebnisse legen nahe, dass linear geäußertes Vertrauen in ökonomischen Vertrauensspielen erst einen Schwellenwert überschreiten muss, bevor es als solches wahrgenommen wird. Dieser Schwellenwert wirkt sich direkt auf die Beziehung zwischen der vertrauenden Person und der Person, welcher vertraut wird, aus. Liegt das ausgedrückte Vertrauen unterhalb des Schwellenwertes, so wird es bestraft. Liegt es oberhalb des Schwellenwertes, so wird es belohnt. Der vorliegende Forschungsantrag widmet sich dem Ziel, Faktoren zu bestimmen, welche diesen Schwellenwert verändern. Hierzu nimmt es Bezug auf das "Emotions As Social Information" Model (EASI model; Van Kleef, 2009). Dieses postuliert, dass die Reaktionen einer Person, an welche eine Emotion gerichtet ist von (i) der sozialen Beziehung zwischen Sender und Empfänger sowie (ii) der Informationsverarbeitungsmotivation und -kapazität der Zielperson abhängig ist. Im Sinne des EASI-Models werden diese beiden Faktoren hinsichtlich ihres potentiellen Einflusses auf den Schwellenwert zur Wahrnehmung entgegengebrachten Vertrauens untersucht. Für nahe soziale Beziehungen und kommunale Beziehungen werden höhere Schwellenwerte erwartet als für entfernte Beziehungen und Tauschbeziehungen. Zudem wird angenommen, dass die jeweiligen Reaktionen stärker werden, je tiefer die Zielperson die Informationen verarbeitet. Acht Studien sollen dies untersuchen. In Studie 1 soll der Einfluss von kommunalen versus Tauschbeziehungen untersucht werden. Studie 2a/b widmet sich dem Einfluss sozialer Nähe. In Studie 3a/b sollen die Motivation und kognitive Fähigkeit der Zielperson zur tiefen Informationsverarbeitung experimentell variiert werden. Studie 5a/b untersucht die Generalisierbarkeit auf andere Vertrauensdomänen. Die im Rahmen des Forschungsantrags aufgezeigten Arbeiten werden neue Erkenntnisse im Bereich der Vertrauensbildung erbringen. Hierbei wird insbesondere die Perspektive der Person, welcher das Vertrauen entgegengebracht (oder nicht entgegengebracht) wird betrachtet.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Ehemalige Antragstellerin Dr. Ann-Christin Posten, bis 3/2021
 
 

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