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Dynamische Wechselwirkungen zwischen Persönlichkeitseigenschaften und Sozialen Beziehungen: Kurz- und Mittelfristige Prozesse im Alltag (DIPS 2) - Fortsetzungsantrag
Antragstellerinnen
Dr. Theresa Margareta Entringer, seit 10/2022; Professorin Dr. Cornelia Wrzus
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 409793692
Soziale Interaktionen und soziale Beziehungen sind ein integraler Bestandteil des Lebens und stellen ein menschliches Grundbedürfnis dar. Wie dieses Grundbedürfnis ausgestaltet wird, variiert erheblich zwischen Personen und über die Zeit. Bisherige Studien fokussierten meist auf einzelne Persönlichkeitseigenschaften und Beziehungstypen (z.B. Partnerschaften) statt umfassende Ansätze zu wählen. Auch wurden soziale Beziehungen häufig statisch betrachtet, z.B. Netzwerkgröße, Beziehungsqualität zu einem Zeitpunkt statt dynamisch im Zeitverlauf (z.B. Sättigungseffekte nach intensivem sozialen Kontakt). Dieses Projekt adressiert diese Forschungslücken und verfolgt dabei zwei Ziele: (1) Die geplanten Studien untersuchen die kurz- und mittelfristigen Dynamiken innerhalb und besonders zwischen sozialen Beziehungen, und das in der zeitlichen Genauigkeit und im realen Verhalten, wie sie tatsächlich im Alltag auftreten. Die Studien berücksichtigen dabei anhand von „Smartphone sensing“, d.h. der inobtrusiven Erfassung mittels Smartphones, sowohl quantitative als auch erstmals qualitative verhaltensbasierte Beziehungsmerkmale. (2) Der Einfluss von Persönlichkeitseigenschaften (z.B. Extraversion, Affiliationsmotiv) auf Beziehungsdynamiken wird multivariat und zusammen mit Faktoren des sozialen Kontexts untersucht (z.B. soziales Netzwerk, Bevölkerungsdichte).Um diese Ziele zu erreichen, haben wir zwei große Studien vorbereitet. In Studie 1 werden die Art und Qualität sozialer Interaktionen während 48h durch Smartphone-Sensing-Methoden (SSM), Experience-Sampling-Methoden (ESM) und Day-Reconstruction-Methoden (DRM) zusammen mit Persönlichkeitseigenschaften und Merkmalen des sozialen Kontexts erfasst. Die Studie bietet einmalige Informationen zum gemeinsamen Umfang von SSM, ESM und DRM-Daten sozialer Interaktionen und darüber hinaus Ergebnisse zu einem Teil der adressierten Fragen, welche in Studie 2 erweitert werden. In Studie 2 werden Teilnehmer des SOEP-IS (N > 7,000 Personen) über 14 Tage mittels Smartphone-Sensing untersucht. Das SOEP-IS ist eine deutschlandweite jährliche Längsschnitt-Panelstudie zu ökonomischen, soziologischen und psychologischen Themen. Die Anbindung des Projekts an die Innovationsstichprobe des SOEP ermöglicht es, verschiedene Einflussebenen (d.h. Individuum, Dyaden, soziale Netzwerke, soziale Schicht) und zeitliche Perspektiven (längsschnittliche Befragungen, kurzfristige Smartphone-Daten) zu kombinieren. Die beiden Studien ermöglichen einmalige Ergebnisse zu Effekten von Eigenschaften und sozialem Kontext auf die Dynamiken sozialer Interaktionen, wie Sättigungs- und Substitutionseffekte, in einer zeitlichen Auflösung und Dauer wie sie in Panel- oder Laborstudien nicht darstellbar wären. Der Fortsetzungsantrag für 12 Monate zielt darauf ab, die begonnenen Studien fertigzustellen, welche die COVID-19-Pandemie verzögerte. Die Pandemie trat in der ersten zweijährigen Förderperiode auf und hat soziale Dynamiken im Alltag massiv beeinflusst.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller
Professor Dr. David Richter, bis 9/2022