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Gottfried Benn, das Judentum und der 'konstruktive Geist‘

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 409904018
 
Das beantragte Vorhaben möchte die Motive für Gottfried Benns nationalsozialistisches Engagement und Desengagement sowie deren Folgen für seine Auseinandersetzung mit dem Wissen der Moderne durch eine differenzierte und quellennahe historische Rekonstruktion erforschen. Es geht dabei deutlich über den bisherigen literaturwissenschaftlichen Forschungsstand hinaus und konzeptualisiert im Anschluss an eine systematische Auswertung der Nachlassbibliothek des Autors das Bekenntnis zum ‚totalen‘ Staat Hitlers zum ersten Mal als Resultat von Benns projektiven Verfahren der ‚Judaisierung‘ und ‚Entjudaisierung‘. Diese möchte das Projekt in drei, den Zeitraum von 1930 bis 1956 umfassenden Arbeitsbereichen erforschen. Die Vorgänge der Jahre 1933-34 sollen erklärt, aber die Untersuchung auch darüber hinausgeführt und anhand des Motivs des ‚konstruktiven Geistes‘ Benns Brückenfunktion für die westdeutsche Nachkriegsliteratur analysiert werden. Dieses changierende Motiv, das Benn um 1930 aus einer diskursiven Gemengelage von jüdischer Esoterik und antisemitisch grundierter Auseinandersetzung mit der neuen Physik und Mathematik entwickelt (erster Arbeitsbereich), soll im Zusammenhang mit zwei weiteren paradigmatischen Debatten der kulturellen Moderne untersucht werden: der ‚Amerikanismus‘-Diskussion (zweiter Arbeitsbereich) und dem politischen Primitivismus der Kulturtheorien Oskar Goldbergs und Julius Evolas (dritter Arbeitsbereich). Die Klärung der je nach historischer Konstellation wechselnden Bedeutungen, die der ‚konstruktive Geist‘ für Benn jeweils angenommen hat, wird die Synthese aller drei Arbeitsfelder ermöglichen, aus der eine nachhaltige Revision unseres Bildes vom Spätwerk Benns, einem der exemplarischen Protagonisten der deutschsprachigen klassischen Moderne, hervorgehen kann.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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