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Verbesserung der Phänotypisierung bei chronischen Schmerzen durch den Einsatz von Echtzeit-Schmerzerfassung und weiteren patienten-berichteten Gesundheitsmerkmalen.

Antragsteller Dr. Alexander Obbarius
Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 410208849
 
Patienten mit anhaltenden Schmerzen sind eine ernsthafte Herausforderung für das Gesundheitssystem. Obwohl ein breites Angebot an Behandlungen verfügbar ist, gibt es eine beträchtliche Anzahl von Patienten, die nicht ausreichend auf die Behandlungen ansprechen. Ein Grund dafür ist u.a. unzureichendes Wissen über Untergruppen bei chronischen Schmerzpatienten, die unterschiedlich auf Behandlungen ansprechen. Um dieses Problem zu adressieren, wurden im ersten Teil des Forschungsstipendiums Schmerzindices, die aus Ecological Momentary Assessment (EMA) Daten abgeleitet wurden, als Input für eine Latente Klassenanalyse verwendet, um Untergruppen in zwei großen Fibromyalgie-Studien (Ngesamt>2000) zu identifizieren. Entgegen den Erwartungen basierte das beste Modell auf einer sehr geringen Anzahl von Schmerzindizes. Es wurden drei Untergruppen ermittelt, die sich in ihrem Behandlungsverlauf erheblich unterschieden. Innerhalb der kleinsten Gruppe (etwa 5%) wurden Patienten gefunden, die überdurchschnittlich gut auf Placebo ansprachen (d.h. die Verbesserung während der Behandlung war ausgeprägter als in den anderen Placebogruppen und als in allen Interventionsgruppen). Diese Ergebnisse sind vielversprechend, da sie ein weiteres sehr wichtiges Thema in der Schmerzforschung berühren. Wären Patienten dieser Gruppe von den klinischen Studien ausgeschlossen worden, wäre die Unterscheidung zwischen Placebo- und Interventionsgruppe (Assay-Sensitivität) dramatisch verbessert worden. Um diese Erkenntnisse für die Praxis anwendbar zu machen, ist das erste Ziel des Folgeprojekts, geeignete Daten klinischer Schmerzstudien zu erhalten und die bisherigen Ergebnisse mit den neuen Daten zu replizieren. Um mehr über die Gründe für die verschiedenen Behandlungsverläufe herauszufinden, sollen darüber hinaus die identifizierten Untergruppen in den beiden Studien weiter untersucht werden. Hierzu sollen beispielsweise Daten zum Einsatz von Rescue-Medikamenten oder Nebenwirkungen ausgewertet werden. Im zweiten Teil des geplanten Projektes sollen weitere Aspekte der Assay-Sensitivität näher untersucht werden. Es wird die Frage gestellt, ob die Assay-Sensitivität verbessert werden kann, indem die Reliabilität und/oder Präzision von Outcome-Instrumenten erhöht wird. Obwohl der mögliche Einfluss der Qualität der Instrumente auf die Assay-Sensitivität in den letzten Jahren zunehmend diskutiert wurde, wurde zu diesem Thema überraschenderweise nur wenig publiziert. Die Verbesserung der Reliabilität von Instrumenten könnte dazu beitragen, die Fähigkeit von Instrumenten zur Erkennung "echter" Veränderungen von Symptomen (d.h. in diesem Fall von Schmerzen) zu verbessern. Zusammenfassend könnte dieses Projekt die aktuelle Evidenz zu Phänotypen bei chronischen Schmerzpatienten und zur Assay-Sensitivität in Schmerzstudien erweitern und damit die Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen verbessern.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug USA
 
 

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