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Die räumliche Interpretation von Zeigegesten

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 410915886
 
Wenn man die Aufmerksamkeit einer anderen Person auf einen bestimmten Ort oder ein bestimmtes Objekt lenken will, benutzt man oft Zeigegesten. Zeigegesten sind in der zwischenmenschlichen Kommunikation allgegenwärtig und werden auch in der Mensch-Maschine Interaktion immer wichtiger. Sie ergänzen oder ersetzen zum Beispiel Sprache, wenn Objekte oder Orte schwierig verbal zu benennen sind (wie zum Beispiel ein bestimmter Stern am Nachthimmel). Ein zentraler Aspekt der Interpretation einer Zeigegeste ist die Identifikation des Ortes, auf den die Aufmerksamkeit gelenkt werden soll. Überraschenderweise verstehen wir nur teilweise, wie dies geschieht. Unsere Vorarbeiten beschreiben zwei Gründe, die ein besseres Verständnis bisher verhindert haben. Zum einen zeigte sich, dass die Armstellung des Zeigers genau kontrolliert werden muss. In vielen vorherigen Studien ist dies jedoch nicht oder nur indirekt geschehen. Zum anderen gelingt es Beobachtern nicht, Arm und Finger des Zeigers gerade zu verlängern. Die tatsächliche Extrapolation ist nichtlinear. Diese Nichtlinearität lässt sich durch die Bayes-optimale Integration eines linearen Extrapolationsprozesses und Vorannahmen über mögliche Positionen des Zeigeziels erklären. Werden die Körperhaltung beim Zeigen und die Nichtlinearität der Extrapolation berücksichtigt, lassen sich menschliche Interpretationen der Zeigegeste von echten oder virtuellen Zeigern gut vorhersagen.Im beantragten Projekt möchten wir den Einfluss verschiedener Variablen auf die räumliche Interpretation von Zeigegesten systematisch in einer VR Umgebung untersuchen. Wir streben an, vorhersagen zu können, wie eine bestimmte Zeigegeste von einem bestimmten Beobachter interpretiert wird und welche Zeigegeste sich am besten eignet, um die Aufmerksamkeit eines menschlichen Beobachters auf ein bestimmtes Objekt zu lenken.Wir planen die folgenden Fragen mit neun Experimenten zu beantworten. Die erste Frage ist, wie Zeigegesten in unterschiedlichen räumlichen Dimensionen interpretiert werden. Als zweite Frage untersuchen wir, wie die Interpretation von Zeigegesten vom Blickwinkel des Beobachters abhängen. Als dritte Frage untersuchen wir das Zusammenspiel der Armkonfiguration und der Fingerausrichtung in nicht-kanonischen Zeigegesten. Als vierte Frage untersuchen wir, wie die räumliche Interpretation einer Zeigegeste zur Auswahl eines bestimmten Objektes führt und welche Rolle dabei die Eigenschaften der Objekte (Größe, Relevanz) haben. Als fünfte Frage untersuchen wir, inwieweit sich die in der VR Umgebung gewonnen Erkenntnisse auf natürlichere Kommunikationssituationen übertragen lassen.Das Projekt soll dazu beitragen, zwischenmenschliche Kommunikation und die Kommunikation mit Robotern oder virtuellen Agenten zu verbessern. Zudem ist das Projekt aus Sicht der Grundlagenforschung relevant, da die Interpretation von Zeigegesten als Synthese elementarer Wahrnehmungsprozesse (z.B. Wahrnehmung von Orientierungen) betrachtet werden soll.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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