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Aversion gegen strategische Unsicherheit: Messung und Politikimplikationen
Antragsteller
Professor Dr. Frank Heinemann
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftstheorie
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 410984540
Als strategische Unsicherheit bezeichnet man die Unsicherheit von Entscheidungsträgern bezüglich der von anderen Entscheidungsträgern gewählten Strategien. Während ökonomische Theorien meist Gleichgewichtskonzepte wie Nash-Gleichgewicht oder rationale Erwartungsgleichgewichte anwenden, die auf der Abwesenheit von strategischer Unsicherheit basieren, zeigen Experimente, dass echte Entscheidungsträger empfindlich auf strategische Unsicherheit reagieren. Laborexperimente haben gezeigt, dass die meisten Menschen auf einen wesentlichen Teil ihrer erwarteten Auszahlung verzichten, um zu vermeiden, dass ihre Auszahlung von den Entscheidungen anderer abhängt, was als Aversion gegen strategische Unsicherheit bezeichnet wird. Diese Aversion hat weitreichende Folgen für die ökonomische Effizienz, da sie zu suboptimal niedrigen Investitionen und Risikobereitschaft führt.Unser Projekt zielt zunächst darauf ab, eine Methode zur Messung der Aversion gegen strategische Unsicherheit zu entwickeln. Unsere Hauptidee besteht darin, die Zahlungsbereitschaft für die Teilnahme an einem Spiel und subjektive Wahrscheinlichkeiten für die möglichen Auszahlungen in diesem Spiel anreizkompatibel zu erfragen. Der Unterschied zwischen der subjektiv erwarteten Auszahlung eines Spiels und der Zahlungsbereitschaft für die Teilnahme an diesem Spiel ist der Betrag, auf den ein Spieler zur Vermeidung der jeweiligen Unsicherheit verzichten würde. Dies definiert eine Prämie für strategische Unsicherheit in einer ähnlichen Art und Weise wie die Risikoprämie, die den Unterschied zwischen der Zahlungsbereitschaft für die Teilnahme an einer Lotterie und der erwarteten Auszahlung dieser Lotterie misst.Zweitens wollen wir herausfinden, wie die Aversion gegen strategische Unsicherheit von den Eigenschaften des Spiels beeinflusst wird und wie hoch sie ist im Vergleich zu Risikoaversion und Ambiguitätsaversion im klassischen Sinne. Dazu wollen wir die Prämien für strategische Unsicherheit in verschiedenen Spielen mit Risikoprämien und Ambiguitätsprämien vergleichen. Da die Aversion gegen strategische Unsicherheit zu ineffizienten Ergebnissen führen kann, ist unser drittes Ziel zu analysieren, mit welchen Mitteln strategische Unsicherheit reduziert werden kann. Hier wollen wir politische Folgen von Unsicherheitsaversion analysieren. Insbesondere werden wir Anwendungen für Geldpolitik und Finanzkrisen in Betracht ziehen, in denen Zentralbanken und Finanzmarktregulierer die Regeln der strategischen Interaktion verändern können. Wir werden auch analysieren, wie die Spieler selbst strategische Unsicherheit reduzieren, wenn sie kommunizieren und sich Informationen über die voraussichtlichen Handlungen anderer beschaffen können. Um unsere Ergebnisse zu kommunizieren und die Forschung in diesem Bereich zu fördern, planen wir zusätzlich zur Teilnahme an Konferenzen und der Veröffentlichung unserer Arbeiten in hochrangigen Fachzeitschriften einen Workshop über strategische Unsicherheit.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Partnerorganisation
Agence Nationale de la Recherche / The French National Research Agency
Kooperationspartnerin
Professorin Dr. Camille Cornand