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Phonologische Netzwerke als Basis der Sprachproduktion und des Sprachverstehens

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 411066644
 
Theorien zur Gehirn- und Sprachforschung zielen meist entweder aufdie Erklärung der Sprachproduktion ab oder aber auf die von Sprachwahrnehmung und Sprachverstehen; multimodale Theorien, die beides erklären, fehlen weitgehend oder sind noch unzureichend ausgearbeitet. In einer Kooperation zwischen französischen und deutschen Wissenschaftlern, die komplementäre Expertisen in der Erforschung der neurobiologischen Grundlagen der Produktion und des Verstehens von Sprache haben, sollen nunmehr parallele Produktions- und Verständnisexperimente durchgeführt werden, um eine umfassende Sprachverarbeitungstheorie, welche verschiedene Sprachmodalitäten abdeckt, im Detail auszuarbeiten. Um dies zu erreichen, wird eine große Bandbreite neurowissenschaftlicher Untersuchungstechniken eingesetzt (MEG, EEG, fMRI, DTI/DWI, TMS), um die kortikalen Bereiche und ihre zeitliche Aktivierungsabfolge während der Sprachproduktion und des Sprachverstehens aufzuklären und den funktionalen Beitrag der aktivierten Gebiete zu bestimmen. Ein Schwerpunkt soll auf der Rolle von frontalen und motorischen vs. temporalen und auditorischen Hirngebieten bei der phonologischen Verarbeitung liegen. Hierfür soll die Verarbeitung von Minimalpaaren, d.h. von bedeutungsvollen Wortpaaren, die sich nur in einem Sprachlaut unterscheiden (z.B. "Tier" vs. "Bier"), in Experimenten zur Sprachproduktion und zum Sprachverstehen untersucht werden, um herauszufinden, ob Gehirnaktivierungen, die die Unterscheidung von Sprachlauten anzeigen, sich modalitätsübergreifend über Produktions- und Perzeptionsparadigmen hinweg beobachten lassen. Dabei sollen sich spezifische Experimente aktuellen Fragen widmen, die in der Neurolinguistik zum Teil kontrovers diskutiert werden, wie etwa die folgenden: Verläuft die Verarbeitung von phonologischer und semantisch-pragmatischer Informationsverarbeitung in der Produktion und Perzeption von Sprache seriell oder parallel? Ist die Rolle des inferioren Frontalkortex und der motorischen Areale auf einen Beitrag zur Sprachproduktion beschränkt oder erfüllen diese Gebiete auch wichtige Aufgaben beim Verstehen semantischer Unterscheidungen, die durch phonologische Unterschiede angezeigt werden? Wir erwarten, dass dieses Forschungsprojekt einen wichtigen Beitrag zu einem besseren Verständnis der neurobiologischen Sprachmechanismen leisten wird. In diesem Zusammenhang hat die französisch-deutsche Zusammenarbeit auch den offensichtlichen Nutzen, dass die Ergebnisse aufgrund der parallelen Untersuchungen von zwei wichtigen europäischen Sprachen eine gegenseitige Validierung erhalten. Ein weiterer Wertzugewinn ergibt sich aus der bereits erwähnten komplementären Expertise der Partner in der Forschung zu Sprachproduktion und Sprachverstehen, sowie durch ihre umfassenden Erfahrungen mit allen für die Fragestellung relevanten kognitiv-neurowissenchaftlichen Methoden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Dänemark, Frankreich, Großbritannien
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Dr. Rachel Moseley; Professor Dr. Yury Shtyrov, Ph.D.; Dr. Kristof Strijkers
Mitverantwortlich Professor Dr. Thomas Picht
 
 

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