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Cœnobia Turonenses : Praktiken und Netzwerke der martinischen Klostergemeinschaften in Tours von der Spätantike bis ins 13. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 411345970
 
Dieses Projekt untersucht die Beziehungen zwischen den religiösen Gemeinschaften unterschiedlichen Status (Kanoniker/Mönche) aus Tours, die das Erbe des hl. Martin für sich reklamieren (Marmoutier, die von ihm gegründete Gemeinschaft, und Saint-Martin, die sich um seine Ruhestätte gebildet hat), und ihre Netzwerke. Es erforscht ihre Verbindungen untereinander, sowie deren Beziehungen mit von ihnen gegründeten Einrichtungen (Saint-Julien, Cormery, Saint-Cosme und Beaumont-lès-Tours) und mit dem Bischof und dem Domkapitel (Saint-Maurice), gleichsam auf institutioneller Ebene, als auch in Bezug auf soziale, religiöse, kulturelle, topographische und architektonische Aspekte. Die touronischen Gemeinschaften bieten die einzigartige Möglichkeit, die Entwicklungen des westlichen Zönobitismus von der Spätantike bis ins Hochmittelalter auf der Ebene von polyzentrischen Mikrogesellschaften im urbanen Umfeld zu studieren. Das Vorhaben gliedert sich in drei eng miteinander verbundenen Perspektiven, die sich alle der große Vielfalt an überlieferten Quellen und der gesamten Bandbreite an zur Verfügung stehender Analysemethoden bedienen. (1) Für die Untersuchung der Beziehungen zwischen Saint-Martin und Marmoutier ist eine kritische Neubewertung der frühmittelalterlichen Schriftquellen sowie der gesamten Produktion der touronischen Skriptorien erforderlich. Hierdurch wird die institutionelle Entwicklung untersucht, die zur Trennung der beiden Gemeinschaften im Laufe des 10. Jahrhunderts geführt hat. (2) Die beiden Gemeinschaften haben jeweils unterschiedliche Netzwerke mit anderen Gemeinschaften gebildet: Die verschiedensten Zeugnisse (besonders architektonisch, liturgisch und diplomatisch) sollen untersuchen werden, um den kultischen, sozialen und kulturellen Einfluss der unterschiedlichen Lebensweisen besser zu verstehen. Tatsächlich konzentrieren sich die Unterschiede hauptsächlich um die Interpretationen des zönobitischen Lebens im 10. und 11./12. Jh. Damals etabliert sich Marmoutier als „Cluny des Westens“. (3) Die archäologische Untersuchung der Konventsgebäude bietet den Anlass dafür, die monastischen Praktiken dieses Klosters zu erforschen und den Exellenzdiskurs, den die dortigen Mönche entwickelt haben, herauszustellen: Deshalb verdient Marmoutier eine eingehendere Untersuchung.Als Ergebnis des Vorhabens sind eine GIS-Datenbank und eine Datenbank der Schriftquellen vorgesehen, sowie mehrere Artikel, neue kritische Editionen und Übersetzungen der Schriftquellen sowie eine zusammenfassende, deutsch-französische Gesamtpublikation. Die Digitalisierung zahlreicher Handschriften wird dazu beitragen, eine virtuelle Bibliothek der touronischen Bestände zu erstellen, die diese Handschriften Forschern und einem größeren Publikum zugänglich machen. Ein Video wird die architektonischen Veränderungen der Klosterkirche von Marmoutier zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert beschreiben und Musikaufnahmen werden liturgische Werke aus Marmoutier erfahrbar machen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Kooperationspartnerin Professorin Dr. Elisabeth Lorans
 
 

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