Retrospektive Analyse inzidenteller und symptomatischer zerebraler Aneurysmen in einer Kohorte mongolischer Patienten, welche zwischen 01/2016 und 12/2017 eine zerebrale Bildgebung erhalten haben. Identifikation von Risikofaktoren für eine Hirnblutung in der mongolischen Bevölkerung.
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Hintergrund und Methoden: Eine Hirnblutung durch die Ruptur eines Aneurysmas im Gehirn ist eine weltweit häufige Ursache für schwere Behinderung oder Versterben. Risikofaktoren sind aus Populationsstudien in Industriegesellschaften bekannt (beispielsweise Bluthochdruck oder Rauchen, weibliches Geschlecht). Studien über Risikofaktoren in Entwicklungsländern liegen jedoch kaum vor. Ziel des Projektes war die Identifizierung demographischer, medizinischer, lebensstilbezogener und umweltbedingter Risikofaktoren für die Ruptur eines zerebralen Aneurysmas in dem asiatischen Entwicklungsland Mongolei. Anhand von Behandlungsdaten am Zentralkrankenhaus der Hauptstadt Ulaanbaator sollte zudem die erstmalige Schätzung einer rohen nationalen Inzidenz an aneurysmatischen Subarachnoidalblutungen durchgeführt werden. Hierzu wurden retrospektiv aller intrakraniellen digitalen Subtraktionsangiografien (DSA) des Zweijahreszeitraumes 2016-2017 anhand eines im Rahmen des Projektes neu eingeführten mongolischen Aneurysmaregisters ausgewertet. In diesem Zeitraum wurde die DSA als primäre diagnostische Bildgebung bei akuten schweren neurologischen Symptomen herangezogen. Das Zentralkrankenhaus in Ulaanbaator war während des Untersuchungszeitraumes das landesweit einzige Krankenhaus für neurologische Patienten und umfasste das gesamte Land als Einzugsgebiet. Ergebnisse: Die geschätzte jährliche Rohinzidenz der Ruptur eines zerebralen Aneurysmas betrug 6,71 für das Land Mongolei und 14,53 pro 100.000 Personen für die Hauptstadtregion Ulaanbaator. Die in den Industrieländern üblichen Risikofaktoren galten auch für die mongolische Bevölkerung. Bluthochdruck, Rauchen oder das Vorhandensein von multiplen Aneurysmen führten zu einem höheren relativen Risiko für eine Ruptur. Dagegen war das weibliche Geschlecht in dieser nationalen Kohorte nicht mit einem höheren Risiko verbunden. Männer, die ein traditionelles Nomadenleben führen, wiesen möglicherweise ein besonders hohes Ruptur-risiko auf. Schlussfolgerung: Die Behandlung von durchschnittlich über 200 Personen/Jahr mit aneurysmatischer Hirnblutung bedeutet eine sozioökonomische Belastung für ein Land wie die Mongolei, welches nur über eine gering ausgebaute medizinische Infrastruktur verfügt. Zukünftige Bemühungen, die mongolische Bevölkerung für die Risikofaktoren Bluthochdruck und Rauchen zu sensibilisieren, sind wünschenswert. Maßnahmen zur Verbesserung der landesweiten Verfügbarkeit moderner neurovaskulärer Behandlungsmöglichkeiten, wie etwa die endovaskuläre Embolisation von Aneurysmen, sollten ebenfalls geprüft werden.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Risk Factors for Cerebral Aneurysm Rupture in Mongolia. Clinical Neuroradiology, 32(2), 499-506.
Bechstein, Matthias; Gansukh, Amarjargal; Regzengombo, Boldbat; Byambajav, Oyun; Meyer, Lukas; Schönfeld, Michael; Kniep, Helge; Hanning, Uta; Broocks, Gabriel; Gansukh, Tserenchunt & Fiehler, Jens
