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Das Meer der Neuchristen: Mobilität und Ambiguität konvertierter Juden und ihrer Nachkommen im Adriaraum des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 322729370
 
Das Projekt führt das Forschungsvorhaben zur Migration apulischer Neuchristen in die Adriametropolen Venedig und Ragusa im 15. und 16. Jahrhundert fort, das in der ersten Förderperiode der Forschungsgruppe (FOR) begonnen wurde und fragt nach den Zusammenhängen zwischen der Mobilität der Neuchristen Apuliens im Adriaraum und ihrer Beobachtung als Personen bzw. Gruppe mit einer ambigen religiösen Identität und Zugehörigkeit. Bei den apulischen Neuchristen handelte es sich um die Nachkommen von Juden, die Ende des 13. Jahrhunderts im Rahmen einer Massenkonversion vom Judentum zum Christentum übergetreten waren. Während in der ersten Förderphase die Migration der Neuchristen Apuliens nach Venedig untersucht wurde, soll in der zweiten Förderphase ihre Migration in das dalmatische Ragusa erfasst werden. Ziel des Projektes ist die Erstellung einer Prosopographie, die erkennen lässt, welche quantitative Dimension die Präsenz apulischer Neuchristen in diesen Zielorten ihrer Migration hatte und ob diese während des 15. und 16. Jahrhunderts dort kontinuierlich oder diskontinuierlich war. Vor allem aber soll die Frage beantwortet werden, inwieweit die Nachkommen der konvertierten Juden Apuliens auch an den Zielorten ihrer Migration als Personen bzw. Gruppe mit einer ambigen religiösen Identität und Zugehörigkeit beobachtet wurden. Diese soll daher die Bezeichnungen erfassen, mit denen die Neuchristen Apuliens in Venedig und Ragusa etikettiert wurden. Außerdem soll die Prosopographie hinsichtlich ihrer politisch-sozialen Position in den jeweiligen Stadtgesellschaften und ihrer sozialen Vernetzung in analysiert werden. Schließlich und endlich sollen die fassbaren Ansätze für Diskurse über religiöse Ambiguität und deren Rolle für die Selbstbeschreibungen urbaner Gesellschaften in Apulien, Venedig und Ragusa im 15. Und 16. Jahrhundert mit diesen Befunden in Beziehung gesetzt und miteinander verglichen werden. Dabei setzt das Projekt in der zweiten Förderphase einen neuen thematischen Schwerpunkt, indem es die Wechselbeziehungen zwischen der Verbreitung einer neuen Beobachtung der religiösen Ambiguität der Neuchristen Apuliens, die diese an deren Abstammung von Juden knüpft und Prozessen überregionaler Mobilität in den Blick nimmt.Das Projekt untersucht so die Verbreitung von Semantiken und Diskursen der Ambiguität über politisch-räumliche Grenzen hinweg und die Wechselwirkungen zwischen der Ausbildung von Semantiken und Diskursen an den Orten, die durch die Mobilität der Neuchristen Apuliens miteinander verknüpft wurden. Dabei fragt es danach, inwieweit Mobilität zu Disruptionen in der Beobachtung führte und welche Folgen dies für die (Nicht-)Stabilisierung von Ambiguitätsfiguren in Diskursen hatte. Gleichzeitig eröffnet die Erforschung der Mobilität der apulischen Neuchristen eine Vergleichsperspektive, die es erlaubt, der Frage nachzugehen, welche Umweltfaktoren für ihre Beobachtung als Gruppe mit ambiger religiöser Identität eine Rolle spielten.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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