Die Wurzel des epistemologischen Problems der Verknüpfung des rationalen Prinzips mit der Außenwelt in den Rationalisten der Frühmoderne – Descartes, Leibniz und Du Châtelet
Zusammenfassung der Projektergebnisse
In der Monografie konnte die Wurzel des epistemologischen Problems des Ausschlusses der Sinnlichkeit aus dem rationalen Prinzip, wie es sich in Kant zeigt, in den Rationalisten der frühen Neuzeit aufgezeigt werden. Es wurde deutlich, dass dieses Problem letztlich zweifach ausfällt: zum einen wird das „Denkende“ in Descartes als ein Vorstellendes aus den Vorstellungen von sinnlichen Gegenständen heraus gewonnen. Die Philosophie macht in der Folge die Untersuchung dieses Vorstellenden (der sinnlichen Gegenstände) zum Prinzip. Zum anderen hat diese nicht-sinnliche ‚denkende Substanz‘, in der allein die Gewissheit postuliert wird, keinen inneren Bezug zu den sinnlichen Gegenständen, dem ‚Vorgestellten‘, worüber letztlich aber eigentlich die Gewissheit mit ausgesprochen werden soll. Das Buch zeigt, wie sich diese Problemstellungen in den Rationalisten der frühen Neuzeit fortführen, namentlich in Leibniz, Wolff und Du Châtelet, mit der Einschränkung, dass Du Châtelet zwar wie ihre Vorgänger das vorstellende Vermögen (der sinnlichen Gegenstände) in seinen allgemeinen Prinzipien untersucht, dabei aber anders als diese von einer Identität von Vorstellendem und Vorgestelltem ausgeht. Das Buch nahm seinen Ausgang von dem Problem, dass das erkennende Vermögen (Verstand und Vernunft in Kant) von der Sinnlichkeit so abgetrennt ist, dass es den Inhalt der Sinnlichkeit nicht mehr bestimmen kann, sondern nur formal mit der Sinnlichkeit verbunden ist und so letztlich auch nur eine Form bestimmt. Wenn man die Wurzel dieses Problems in Descartes betrachtet, wird festgestellt, dass die Problematik der Art und Weise der Trennung von Ratio und Sinnlichkeit mit der grundsätzlichen Frage, die Descartes gestellt hat, zusammenhängt. Die Frage nach einer Gewissheit (Unumstößlichkeit) in den Urteilen der Wissenschaften führt ihn auf die Tatsache des vorstellenden Subjekts, in dem er dann auch die erste Unanzweifelbarkeit für die Wissenschaft, in Unabhängigkeit von dem sinnlichen vorgestellten Inhalt, behauptet. Die Art und Weise der Trennung von Sinnlichkeit und Denken als Vorgestelltes und Vorstellendes ist aus der Fragestellung gewonnen, die sich auf eine allgemeine Gewissheit in der Form der Wissenschaften richtet. Die Untersuchung der allgemeinen Prinzipien der Ratio als ein Vermögen der Beurteilung sinnlicher Gegenstände (und deren Abstraktion) prägt den Begriff des Wissens, der Wahrheit und der Erkenntnis in der frühen Neuzeit und macht den Gegenstand der Philosophie aus. Das Buch zeigt im letzten Teil, inwiefern Kant einen prinzipiell neuen Gegenstand für die Philosophie behauptet in der Frage nach den Ideen der Vernunft in Abgrenzung von dem Gegenstandsbereich des Verstandes und der Sinnlichkeit als Naturbestimmung. Es zeigt aber auch, inwiefern bestimmte Prämissen aus den Rationalisten der frühen Neuzeit in Kant fortwirken, indem der Verstand a priori, nachdem er aus den Urteilsformen postuliert und etabliert worden ist, den Inhalt, die Erscheinung, wieder mittels der Zeit einholen muss.