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Die Nanking-Tagebücher John Rabes: Eine Erschließung seiner vollständigen Aufzeichnungen und Dokumentensammlung im Kontext zeitgenössischer Quellen

Antragsteller Dr. Torsten Weber
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2018 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 412638730
 
Ziel des Projektes ist es, aus dem Blickwinkel des Augenzeugen und Tagebuchschreibers John Rabe die im Winter 1937/38 in der damaligen chinesischen Hauptstadt Nanking von japanischen Soldaten verübten Gräueltaten („Nanking-Massaker“) zu erforschen. Als Hauptquelle können hierzu erstmalig die kompletten, über 2000 Seiten umfassenden Tagebuchaufzeichnungen John Rabes inklusive ihrer u.a. aus Briefen, Fotos und Zeitungsartikeln bestehenden Dokumentensammlung quellenkritisch erschlossen und ausgewertet werden. Zur historischen Kontextualisierung der Hauptquelle werden vor allem weitere Kriegstagebücher, Memoiren und andere Aufzeichnungen von Zeitzeugen in deutscher, englischer, japanischer und chinesischer Sprache vergleichend herangezogen. Aufgrund des Genres der Hauptquelle ist dieses Projekt methodisch der historischen Tagebuchforschung zuzuordnen, wobei die Rabe-Tagebücher nicht als „Tatsachenbericht“ (J. Rabe, 1942) zu werten, sondern als Ego-Dokumente auch bezüglich ihrer funktionalen Dimensionen der Selbstfindung und Selbstrechtfertigung des Tagebuchschreibers kritisch zu analysieren sind. Insgesamt leistet dieses Projekt damit nicht nur einen Beitrag zur wissenschaftlichen Erforschung des Nanking-Massakers und damit der japanisch-chinesischen sowie der deutsch-chinesischen und deutsch-japanischen Beziehungen, sondern schließt durch die quellenkritische Erst-Erschließung der Kriegstagebücher unter Berücksichtigung der Rolle des Tagebuchschreibers als Beteiligten mit eigenen Absichten und sich verändernden Erinnerungen als Fallstudie theoretisch und methodisch an die historische Tagebuch- und Zeitzeugenforschung an. Über die erstmalige Auswertung dieser herausragenden historischen Quelle hinaus liegt die besondere, aktuelle Relevanz des Projektes darin, dass das Nanking-Massaker weiterhin im Mittelpunkt der geschichts- und erinnerungspolitischen Auseinandersetzungen zwischen Japan und der VR China über das Wesen und die Bedeutung des Zweiten Weltkrieges in Ostasien insgesamt steht und dadurch die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Staaten bis heute belastet. Vor dem Hintergrund der öffentlichen Auseinandersetzungen um das Nanking-Massaker wird von der internationalen Forschergemeinde eine detaillierte Auswertung der vollständigen Version der Rabe-Tagebücher, die mir durch den Nachlassverwalter in elektronischer Kopie zur Verfügung gestellt wurde, bereits seit längerem als Desiderat betrachtet.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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