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Wissen (über) Morgen 2.0: Indigen-Nordamerikanische Zukunftsarchive des 21. Jahrhunderts

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 413065738
 
Im westlichen Verständnis indigen-nordamerikanischer Kulturen sind bis heute zeitliche Topoi des Aussterbens prägend. Den durch J.F. Coopers 'edle Wilde' oder J. Camerons Hollywood-Erfolg Avatar nachhaltig perpetuierten Diskursen der Obsoleszenz steht eine in weiten Teilen unerforschte Fülle narrativer, visueller, medialer und digitaler Zukunftskonstruktionen gegenüber, in denen indigen-amerikanische Künst-ler/innen, Kurator/inn/en und Schriftsteller/innen wie z. B. Gerald Vizenor, Kent Monkman, Elizabeth LaPensée, Skawennati und Danis Goulet soziale und politische Wirkungsansprü-che, Fragen kultureller Differenz und die Validität alternativer Wissenssysteme neu verhandeln. An den Schnittstellen zwischen philosophischen und inter/kulturellen Dimensionen von Zeit-lichkeit und verwurzelt in Vorstudien zu indigen-amerikanischer Literatur und Science Fiction untersucht dieses Projekt erstmals gattungsübergreifend das Phänomen indigen-amerikanischer futurity anhand musealer und virtueller Räume. Ausgehend von der An-nahme, dass Konzepte von Zeitlichkeit und Identität vor allem durch kulturelle Narrative, vi-suelle Medien, materielle und virtuelle Repräsentationsformen konstruiert werden, erfasst unser Projekt sowohl (1) nationenspezifische und pan-indigene Museen und Kulturzentren, z.B. in Washington, D.C., North Carolina, Arizona und Oklahoma als auch (2) die virtuellen Umgebungen indigener Videospiele, digitaler Medien, Webpräsenzen und virtual-reality in-stallations, um deren Intersektionen mit Wissenskulturen und Differenz, politischer und ge-sellschaftlicher Identitäten auszuloten.Ausgehend von jüngsten Forschungsergebnissen innerhalb der Indigenous Studies übersetzt das Projekt Methoden und Strukturen von Zeitlichkeit in indigen-amerikanische "Archive" (im Sinne Derridas als "unzerlegbare Zukunftserfahrungen") im Hinblick auf folgende Zielsetzungen:- die wiederkehrenden (narrativen, visuellen und virtuellen) Muster dieser Archive in einer umfassenden Semantik indigen-nordamerikanischer Zukunft zu beschreiben- die Resonanzeffekte dieser Semantik in der Verarbeitung kollektiver Geschichte im Hinblick auf Dimensionen von „temporal sovereignty“ (Rifkin 2017) zu untersuchen- indigene Zeit- und Zukunftsauffassungen innerhalb größerer (alternativer) Wissens-systeme zu verorten und - die konkreten Strategien zu identifizieren, durch die diese Wissenssysteme kultur-übergreifend in Museen und in digitalen Räumen vermittelt werden.Die dargestellten Zukunftsszenarien lassen sich nach ersten Hypothesen als mikrokosmische Laboratorien verstehen, in denen zentrale Fragen des 21. Jahrhunderts verhandelt werden: kulturelle Mobilität und Diversität, Nachhaltigkeit im Umgang mit natürlichen Ressourcen sowie selbstbestimmte Gesellschaften. Das Projekt revidiert somit nicht nur hegemoniale Geschichtsschreibung und den 'Kanon' kultureller Eigenwahrnehmung; es leistet zudem bedeutende Beiträge zu den Feldern der Indigenous Studies und der Amerikanistik.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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