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Die Rolle von Auslöseereignissen in der Erklärung und Vorhersage der Eskalation und Ausbreitung innerstaatlicher Konflikte
Antragsteller
Dr. Christoph Trinn
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung von 2018 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 414073128
Eskalationsdynamiken und räumliche Ausbreitung sind universale Aspekte von Konflikten: Über die Zeit hinweg entwickeln sich alle Konflikte in ihrer Intensität und Ausdehnung. Eskalation und Ausbreitung stellen jedoch lediglich Formen eines abstrakteren Kaskadenprozesses in einem zweidimensionalen Raum dar, der entweder eine geographische Oberfläche repräsentiert oder ein Maß der Konfliktintensität, das auf die Mittel und Folgen von Gewaltanwendung abzielt. Der Verlauf eines Konflikts entspricht seiner Trajektorie durch einen solchen zweistufigen, zweidimensionalen Zustandsraum. Die Forschung zur Eskalation und Ausbreitung von Konflikten hat erkannt, dass ihnen ein Wechselspiel zwischen strukturellem Grundrisiko und initiierenden Auslöseereignissen zugrunde liegt. In komplexen Netzwerken reichen verschwindend kleine Ereignisse aus, um ein bestehendes Potenzial zu realisieren und so Kaskaden oder lawinenartige Kettenreaktionen hervorzurufen, die sich im Netzwerk ausbreiten und eine nahezu beliebige Größe annehmen können. Es zeigt sich mehr und mehr, dass die Intensität und Ausdehnung innerstaatlicher Konflikte einem "Potenzgesetz" folgen: Während es zwischen der Größe eines Ereignisses und der Häufigkeit, mit der es auftritt, einen regelmäßigen Zusammenhang gibt, sind die Ereignisse über die Zeit hinweg unregelmäßig verteilt, sodass verlässliche Vorhersagen nahezu unmöglich werden. Die Einschätzung des strukturellen Risikos gehört zum Standardrepertoire der Konfliktforschung; eine systematische Analyse der Auslöseereignisse, einschließlich der Prozesse, die zu ihnen hinführen, und der Trajektorien, die von ihnen ausgehen, fehlt hingegen bislang. Das Projekt will zum Verständnis beitragen, warum innerstaatliche Konflikte in ihrer Intensität und Ausdehnung fluktuieren und in oft unerwarteter Weise variieren. Indem es sich auf Auslöseereignisse konzentriert, will das Projekt die Entwicklung eines theoretisch geschlossenen und empirisch gesättigten Modells der Ausbreitung und Eskalation innerstaatlicher Gewaltkonflikte vorantreiben. Das Projekt geht dabei in fünf Schritten vor. Der erste Schritt besteht in einer „Vorfelddiagnostik“, die untersucht, wo und wann Auslöseereignisse stattfanden. Der zweite Schritt nutzt qualitative Nachrichtenanalyse, um die Kommunikationen und Handlungen der Konfliktakteure und konfliktexterne Diskontinuitäten zu rekonstruieren, die zu spezifischen Auslösern geführt haben. Der dritte Forschungsschritt besteht in einem systematischen Vergleich der empirisch kontextualisierten Auslöser, der in eine entsprechende Typologie mündet. Im vierten Schritt blickt das Projekt darauf, welche Folgeereignisse nach einem jeweiligen Auslöseereignis auftraten und untersucht so, welche Regelmäßigkeiten zwischen bestimmten Ereignissen und dem weiteren Fortgang des Konflikts bestehen. Im fünften Schritt werden die Ergebnisse einer binären Klassifikatorevaluation unterzogen, um die Vorhersagekraft der Auslösetypen einzuschätzen.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
Norwegen, USA