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Vergil. Aeneis, übersetzt von Thomas Murner, Straßburg 1515
Antragsteller
Professor Dr. Nikolaus Henkel
Fachliche Zuordnung
Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2018 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 414073991
Thomas Murners (1475-1537) Versübersetzung von Vergils Aeneis, eines poetischen Leittextes in der Bildungswelt des westlichen Abendlandes, ist die erste deutsche und bis zur Übersetzung des Augsburger Meistersingers Johannes Spreng (1610) die einzige. Den 12 vergilischen Büchern ist, entsprechend der Drucküberlieferung der Aeneis, das 13. Buch des Maffeo Vegio, in dem die Handlung gewissermaßen komplettiert wird, angehängt. Die kulturhistorische Bedeutung von Murners deutscher wird von einem der besten Kenner der Sache hervorgehoben: sie (Zitat): gehört zu den wichtigsten dt. Übersetzungsleistungen des 16. Jhs. (Worstbrock, VL Humanismus 2, 2013, Sp. 356f). Die beiden Gutachten zum Erstantrag haben einhellig die fächerübergreifende Bedeutung einer Edition hervorgehoben, die hier vorgelegt werden soll. Anders als Murners deutsche Texte, insbesondere die Narrensatireri und antireformatorischen Schriften, die fast ausnahmslos ediert sind und denen die Aufmerksamkeit der germanistischen Forschung seit dem 19. Jh. galt, haben seine lateinische Werke wie auch seine zahlreichen Übersetzungen wenig bis keine Aufmerksamkeit erfahren. Murners Vergil-Übersetzung gewinnt ihr historisches Profil zum einen maßgeblich durch ihre Zugehörigkeit zum kulturellen Umfeld Maximilians L, der, wie Murners Vorwort nachdrücklich betont, als Friedenskaiser seiner Zeit dem Friedenskaiser Augustus gleichkomme, auf den hin Vergil seine Aeneis konzipiert hatte. Zum andern will Murner in typischem Humanisten-Gestus seine Übersetzung als kulturelle Rettung des großen Werks für die Welt derer verstanden wissen, die keinen Anteil an der lateinischen Bildung haben: er habe das Werk des großen Vergil von latynschem todt in futsches Leben [...] erquicket. Und schließlich hat Murners Übersetzung einen besonderen Status durch die Wahl der Form, des freien Knittels, wodurch sie sich von den sonst in dieser Zeit üblichen Klassiker-Übersetzungen in Prosa abhebt. Murner will seine Übersetzung als Hilfsmittel zum Erlernen des Lateinischen genutzt wissen, weswegen er neben die deutschen Verse abschnittsweise die Initien des zugehörigen lateinischen Textes setzt, damit man diesen stets vergleichen kann. Unsere Edition bietet die deutsche Aeneis-Bearbeitung in dem von Murner angezielten historischen Benutzungsmodus: dem deutschen Text wird synoptisch Murners lateinische Vorlage gegenüberstellt, ein Verfahren, das in beiden Gutachten zum Erstantrag einhellig begrüßt worden ist. Der Untersuchungsteil präsentiert ausgewählte Forschungsergebnisse zur historischen Situierung von Murners Übersetzungen und eröffnet Wege in zukünftige Fragestellungen.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen