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Biographische Verläufe von Migrierenden aus Syrien und Westafrika in Brasilien und in Deutschland: Prozesse der Inklusion und Partizipation im Kontext sogenannter irregulärer Migration.

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 414323407
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In diesem Projekt untersuchten wir die individuellen und kollektiven Erfahrungen in verschiedenen Gruppierungen von Migrant*innen aus Westafrika und Syrien in den Einwanderungskontexten Brasilien und Deutschland (sowie teilweise auch Nachbarländern). Aufgrund des Verlaufs der Forschung wurden zudem Migrant*innen aus weiteren Ländern des Nahen Osten und dem Sudan miteinbezogen. Der Schwerpunkt lag auf Migrationsverläufen, die in den vorherrschenden gesellschaftlichen Diskursen als „irregulär“ etikettiert werden. Uns interessierte die Frage, ob und inwiefern sich legale und vor allem alltagsweltliche Konstellationen von „Irregularität“ in den Einwanderungskontexten unterscheiden. Wir konnten aufzeigen, inwiefern diese Konstellationen vor dem Hintergrund ihrer familien- und lebensgeschichtlichen Erfahrungen von den Migrant*innen unterschiedlich erlebt werden und inwiefern diese Inklusion und Partizipation erleichtern oder erschweren. Im Vergleich unserer Fallstudien (sowohl auf der Ebene von sozialen Gruppierungen als auch individuellen Biographien) zeigte sich die große Bedeutung der jeweiligen Zugehörigkeiten zu bestimmten politischen, ethnischen oder religiösen Wir-Gruppen sowie der Möglichkeiten, das Herkunftsland wieder aufsuchen oder in dieses zurückkehren zu können. Es wurde deutlich, wie belastend sich Erfahrungen kollektiver und/oder individueller Gewalt im Herkunftskontext, auf der Route sowie im Ankunftskontext (auch hier teilweise aufgrund der kollektiven Zugehörigkeiten) auf die Gegenwart auswirken. Dieser Befund führte dazu, dass wir uns insbesondere auf Fallstudien zu Migrationen aus Mauretanien, Senegal, Ghana, Syrien und der Türkei konzentrierten und dabei verstärkt die Kollektivgeschichte berücksichtigten. Fallstudien von Migrant*innen aus weiteren Herkunftsländern ermöglichten, die für Teilhabestrategien und -chancen förderlichen oder behindernden Komponenten auf ihre funktionale Bedeutsamkeit für den Migrationsverlauf zu überprüfen. Diese Komponenten bzw. diese eng miteinander verflochtenen Prozessstrukturen sind neben der finanziellen Situation (auch bereits auf der Migrationsroute), dem Aufenthaltsstatus und anhaltenden gewaltsamen kollektiven Konflikten im Herkunftsland (wie Syrien oder Sudan): (1) der relative Grad von Kontinuität oder Stabilität der Migrationsprojekte und (2) die Einbindung in oder Anbindung an transnationale Netzwerke. Zu (1): Der Kontinuitätsgrad der Migrationsprojekte verweist auf einer ‚individuellen‘ Ebene darauf, wie ein Migrationsprojekt als relativ geplant oder ungeplant erlebt wird. Dies ist mit Unterschieden bei den finanziellen Belastungen, familialen Erwartungen und transnationalen Verpflichtungen (gegenüber der Familie oder sozialen Netzwerken) verbunden. Zu (2): Die Einbindung in transnationale Netzwerke wird von den Migrant*innen (je nach kollektiven Zugehörigkeiten) nicht nur häufig als unterstützend, sondern teilweise auch als für die Gegenwart behindernd erlebt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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