Detailseite
Identifizierung von funktionellen Biomarkern für Tinnitus und Hyperakusis im Tiermodell und Menschen
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Uwe Klose; Professorin Dr. Marlies Knipper; Professor Dr. Lukas Rüttiger
Fachliche Zuordnung
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Phoniatrie und Audiologie
Klinische Neurologie; Neurochirurgie und Neuroradiologie
Klinische Neurologie; Neurochirurgie und Neuroradiologie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 414705591
Chronischer Tinnitus (Phantomgeräuschwahrnehmung) oder chronische Hyperakusis (Überempfindlichkeit für Schall oder schmerzhafte Hörempfindung), kommen in ca. 10-20% der Bevölkerung vor. Man kann auf Grund der negativen Beeinflussung durch Erkrankungen, Alter, Umweltstress und Umweltlärm davon ausgehen, dass die betroffene Bevölkerungsschicht zunimmt und sich eher verjüngt. Tinnitus und Hyperakusis sind bisher ursächlich nicht therapierbar. Beiden Krankheitszuständen ist laut jüngsten Studien gemein, dass sie primär kausal nicht mit einem Hörschwellenverlust einhergehen und das neuronale Korrelat unklar oder widersprüchlich ist. Es ist auch unklar, warum Tinnitus (evtl. auch Hyperakusis) oft mit angstassoziierten Erkrankungen, oder psychiatrischen Erkrankungen wie Depressionen einhergeht.Während bis heute der größte Teil der Tinnitusliteratur in Tiermodellen und Probanden davon ausgeht, dass Tinnitus mit einer zentralen kompensatorischen Erhöhung neuronaler Aktivität nach peripherer Deprivation einhergeht, beobachteten wir in Tinnitus-Tierverhaltensmodellen eine Verringerung und Verzögerung zentraler kompensatorischer neuronaler Aktivität. In jüngsten Studien konnten wir zeigen, dass sich Tinnitus und Hyperakusis im zentralen auditorischen Antwortverhalten unterscheiden. Erste, sehr vorläufige Ruhe-Konnektivitätsmessungen (r-fcfMRI) im Tiermodell bestätigten indirekt eher reduzierte auditorische kortikale Aktivität in Tinnitus. Für uns überraschend konnten erste klinischen Studien an Probanden mit mildem Hörverlust mit und ohne Tinnitus unsere These einer verringerten (nicht aber erhöhten), zentralen neuronalen Aktivität bei Tinnitus auf der Ebene der Audiometrie, der Ton-evozierten BOLD fMRI Aktivität und der Ruhe-Konnektivität stützen. Es zeigte sich, dass von uns zuvor beobachtete veränderte Aktivitäten in stress- und aufmerksamkeitsregulierenden Regionen möglicherweise mit den reduzierten auditorischen Antwortverhalten zusammenhängen. Wir gehen davon aus, dass diese Befunde von anderen Arbeitsgruppen bisher nicht beobachtet wurden, da niedere auditorische Stammhirnareale in bildgebenden Verfahren an Tinnitusprobanden bisher ausgeschlossen wurden. Aufbauend auf diesen Vorerkenntnissen sollen die jetzt etablierten Verfahren im Tierverhaltensmodell und in Probanden eingesetzt werden, um die möglicherweise unterschiedlichen neuronalen Korrelate für Tinnitus und Hyperakusis zu identifizieren. Die Studien schließen in Tier und Mensch die Messung von Audiometrie-Potenzialen, fMRI und die Analyse von Stress-assoziierten Markern in Körperflüssigkeiten ein. Die Studie baut auf bei uns etablierten Verfahren in Tier-und humanen Studien auf. Die Studie wird von einem interdisziplinären Team der Neuroradiologie, HNO-Klinik und -forschung durchgeführt, das, vom Antragsteller koordiniert, bereits alle Vorarbeiten erfolgreich in Kooperation durchgeführt haben. Die Ergebnisse könnten sich für zukünftige Therapien als fundamental erweisen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen