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Entstehung und Ablauf von enormen (bis 600 m) Seespiegelschwankungen im Lake Van (Ostanatolien): Klima vs Geodynamik
Antragsteller
Professor Dr. Hans-Ulrich Schmincke (†)
Fachliche Zuordnung
Paläontologie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 414840187
Signifikante Seespiegeländerungen von bis zu 600 m (!) während der Evolution der ca. 600 ka alten, in einer ca. 220 m tiefen Bohrung abgeteuften Sedimente des großen Van Sees (Anatolien) werden meist klimatisch erklärt. Im hier vorgeschlagenen Projekt werden geodynamische Prozesse (Intrabecken Vertikalbewegungen) als Alternative vorgeschlagen. Die etwa 500 (ca. 25 %) primären und umgelagerten Tephralagen in den Sedimenten entstammen ausschließlich zwei großen aktiven und kompositionell stark kontrastierenden Stratovulkanen, deren östliche (Nemrut) und nördliche (Süphan) Flanken bis in die Tiefen des Vanseebecken reichen. Das tektonische Vanbecken ist bis heute geodynamisch extrem aktiv (ein großes Erdbeben in 2011 mit 600 Todesfällen in Van und einem großen Versatz einer km-weit in das Becken reichenden Verwerfung). Die Intervalle der beiden großen, seismisch nachgewiesenen Seespiegeländerungen sollen durch hochauflösende Tephrabeprobung, Texturanalyse und Datierungen im Detail dokumentiert werden. Tephralagen In diesen Intervallen sind überwiegend umgelagert. Kriterien sollen entwickelt werden, um in situ Umlagerung (möglicherweise bei sehr niedrigen Wasserständen) von far field Prozessen (Tsunamis, mass flow Bewegungen an Vulkanhängen, starke Regenfälle usw) zu unterscheiden und mit Phasen steigender bzw. fallender Seespiegel zu korrelieren. Diese Art der texturellen Tephraanalyse ist neu und wird Seetephraspezialisten eine wichtige neue Interpretationsmethodik liefern. Beginn und Ende von zwei 0.5-0.6 km umfassenden Seespiegeländerungen sollen durch Einzelkristall 40Ar/39Ar Datierung von Anorthoklasen hochauflösend bestimmt und mit anderen großräumigen Ereignissen (tektonisch/vulkanische Änderungen z.B. der Tephraquelle, Calderaeinbrüche, Hebung von Intrabecken Rücken und Klimaänderungen) korreliert werden. Ausweislich einzigartiger Randbedingungen und intensiver systematischer Voruntersuchungen sollte die geplante Analyse der enormen Seespiegelschwankungen ein Musterbeispiel für die Anwendung einer moderner und präzise dokumentierten Tephro-stratigraphie, -vulkanolgie, und –petrologie darstellen, insbesondere in Seebohrungen mit paläoklimatischen und geodynamischen Fragestellungen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen