Detailseite
Projekt Druckansicht

Archivische Findmittel und Quellen: Digitalisierung des Bestandes I 506 IG Farbenindustrie AG, Chemische Werke Bitterfeld (1878-1956) des Landesarchivs Sachsen-Anhalt

Antragsteller Dr. Detlev Heiden
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 415522473
 
Der Industriestandort bei Bitterfeld erlangte ab dem späten 19. Jahrhundert eine hohe Bedeutung im Bereich der chemischen Industrie: So wurde 1894 die erste technische Großanlage zur Chloralkalielektrolyse in Betrieb genommen, 1900 die erste Anlage in Deutschland zur Phosphorproduktion nach dem elektrothermischen Verfahren. Auf Basis des in Bitterfeld entwickelten nachchlorierten PVC wurde 1934 in der Filmfabrik Wolfen die erste vollsynthetische Kunstfaser der Welt hergestellt (Pe-Ce-Faser). Während des Ersten Weltkrieges wurde Bitterfeld zum Zentrum der Sprengstoffherstellung und produzierte Chlor und Phosgen für den Einsatz als Giftgas. Mit der Gründung der IG Farbenindustrie AG wurden die Werke 1925 Teil eines für die deutsche Wirtschaftsgeschichte besonders wirkungsmächtigen Unternehmens. Das Werk in Bitterfeld wurde Sitz der IG Farben Betriebsgemeinschaft Mitteldeutschland.Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Produktion der Betriebe der IG Farben auf die Bedürfnisse der Rüstungsindustrie umgestellt, vor allem auf Grund- und Vorprodukte, wie Salpeter- und Salzsäure, Zellulose, Kunstseide und Leichtmetalle. Mit Befehl Nr. 124 der SMAD vom 30. Okt. 1945 wurde das Bitterfelder IG-Werk unter Kontrolle der sowjetischen Verwaltung gestellt und 1946 in die SAG Mineral-Düngemittel „Kaustik“ eingegliedert. Danach lautete der Werksname VEB Elektrochemisches Kombinat Bitterfeld.In dem vollständig erschlossenen und online recherchierbaren Bestand sind in verdichteter Form zentrale Dokumente der Wirtschaftsgeschichte überliefert. Der Bestand steht exemplarisch für ein Alleinstellungsmerkmal der Staatsarchive in den neuen Bundesländern und bildet die mehrfachen Zäsuren unterschiedlicher politischer wie Wirtschaftssysteme ab. Eine Digitalisierung des gesamten Bestandes wird Interessierten die orts- und zeitunabhängige Bearbeitung vielfältiger Forschungsfragen zum Zentrum der chemischen Industrie in Mitteldeutschland ermöglichen (bspw. Untersuchungen zur Geschichte der IG Farben oder auch [überregional] vergleichende Betrachtungen mit anderen Produktionsstätten der [chemischen] Wirtschaft) und die nationale wie internationale Nutzung durch die deutlich verbesserte Zugänglichkeit weiter erhöhen. Wie im Rahmen der Digitalisierungsstrategie des Landesarchivs bereits seit 2014 konsequent umgesetzt, werden mit Projekt¬abschluss alle Digitalisate nicht nur über das Rechercheportal des Landesarchivs, sondern auch über verschiedene überregionale Portale (Archivportal-D, DDB, Archivportal Europa) zugänglich gemacht.
DFG-Verfahren Digitalisierung und Erschließung (Wiss. Literaturversorgung und Informationssysteme)
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung