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Modernistische Koranexegese in einer Zeit der Umwälzungen: Apologetik, Übersetzung und die Reise von Ideen im frühen 20. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 415543504
 
Dieses Projekt verbindet zwei Forschungsgebiete: Erstens die Geschichte der muslimischen Koranexegese und zweitens die transregionale Geschichte des muslimischen Modernismus im frühen 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt auf Ägypten und der indonesisch-malaiischen Welt.Sein Ziel ist ein besseres Verständnis modernistischer Koranexegese, wie sie sich ab der Wende zum 20. Jahrhundert etablierte. Modernismus wird hier als transregionaler intellektueller Diskurs verstanden, der auf die Reform des Islams in einer Weise abzielte, die Muslime befähigen sollte, ihre so wahrgenommene Rückständigkeit zu überwinden. Modernistische Koranexegese war ein globales Phänomen, dessen Rezeption, Aneignung und Übersetzung durch die Verfügbarkeit von Printmedien sowohl erleichtert als auch geprägt wurde. Das Projekt wird die Ausbreitung modernistischer Ideen in Ägypten und der indonesisch-malaiischen Welt im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in den Blick nehmen. Dabei wird es anstreben, die spezifischen lokalen Bedingungen herauszuarbeiten, unter denen modernistische Exegese produziert und publiziert wurde.Das Interesse des Projekts ist es, diese Entwicklungen als Teil der Geschichte der Koranexegese (tafsir) zu untersuchen. Daher widmet es der Spannung zwischen dem etablierten Genre des Korankommentars und dem Wunsch oder sogar Druck, neuartige exegetische Zugänge zu entwickeln, besondere Aufmerksamkeit. Es nutzt Tafsir als Prisma, durch das sich größere Entwicklungen wie zum Beispiel die Verbreitung von Druckmedien, die Reform von Bildungsinstitutionen und die religiöse Reaktion auf verschiedene Formen westlicher Dominanz analysieren lassen, und dies im Verlauf einer Epoche, die in sich dynamisch und von Brüchen geprägt war.Da die Zahl und der Umfang exegetischer Quellen aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts umfangreich sind, engt das Projekt den Untersuchungsgegenstand auf ein spezifisches Thema ein, das der Apologetik. Wir werden uns auf solche Themen konzentrieren, die mit einem exegetischen Problem in Zusammenhang stehen, das sich aus einem spezifischen koranischen Textsegment ergibt, und deutlich der Verteidigung islamischer religiöser Lehren, Schriften oder Figuren gegen europäische und/oder christliche Kritiker dienen. Die Wahl dieses Themas geht auf die enorme Bedeutung zurück, die Konfrontationen und Debatten mit imperialen und kolonialen Administratoren, Orientalisten und christlichen Missionaren für muslimische Gelehrte und Intellektuelle besaßen. Indem wir einen Korpus ägyptischer und indonesisch-malaiischer exegetischer Quellen analysieren und ihre Zugänge zu den genannten exegetischen Problemen vergleichen, hoffen wir, die Akteure und Medien, die zur Verbreitung modernistischer Ideen beitrugen, besser verstehen zu können, ebenso wie den Wandel dieser Ideen im Lichte politischer Transformationen, ihre selektive Adaption an lokale Kontexte sowie das Fortdauern und die Wiederaneignung exegetischer Traditionen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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