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Die Verwandlung des Geldes. Eine transatlantische Geschichte der "Geldillusion" während der Zeit des Goldstandards, ca. 1870-1925

Fachliche Zuordnung Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 415982688
 
Das Projekt untersucht historische Veränderungen in monetären Wahrnehmungen als Grundlage zeitgenössischer Erfahrungen und Erwartungen im Übergang von Deflation und Inflation zwischen den 1870er und 1920er Jahren. Die These ist, dass sich Erwartungen und soziale Beziehungen in ökonomischen Kontexten radikal in Abhängigkeit von Variationen des Preisniveaus veränderten. Allerdings lassen sich Variationen des allgemeinen Preisniveaus schwer beobachten. Erklärungen für sie hängen von Wissensbeständen und Erfahrungswerten ab. Das Projekt möchte die Verbindung zwischen der Veränderung des Geldes sowie zeitgenössischen Erfahrungen und Erwartungen historisieren. Das Ziel ist eine neuartige historische Periodisierung von Veränderungen der Geldwahrnehmung und ihren Auswirkungen. Auf diese Weise soll ein Beitrag zu der Überwindung einer aktuell bestehenden Dichotomie geleistet werden. Kulturhistorische Ansätze fokussieren auf zeitgenössische Erklärungen. Positivistische Ansätze betrachten statistische Aggregate und ihre Auswirkungen auf ökonomisches Wachstum. Im letzten Fall geraten Veränderungen in den Zeithorizonten und Entscheidungsprozessen der Akteure aus dem Blick. Im ersten Fall können keine Aussagen über die Auswirkungen solcher Veränderungen getroffen werden.Durch einen praxeologischen Ansatz stellt das Projekt Veränderungen in Wahrnehmungen und Handlungsroutinen ins Zentrum. Dieser Wandel kann in Routinen der Lohnverhandlung wie auch in Bewegungen für institutionellen Wandel, Innovationen des ökonomischen Denkens oder Narrativen und Erwartungen bezüglich der Geldstabilität nachgewiesen werden. Durch das Zusammenbringen der unterschiedlichen Dimensionen kann die Dichotomie überwunden werden. Hierzu nutzt das Projekt das ökonomische Konzept der "Geldillusion". Das Konzept besagt, dass es Akteuren nicht möglich ist, den nominalen Wert des Geldes den realen Werten von Gütern angemessen gegenüberzustellen, was weitreichende Auswirkungen hat. Anstatt dies als Tatsache zu deuten, soll das Konzept heuristisch genutzt werden, um die Kontingenz der Geldwertwahrnehmung, ihre Veränderung, sowie ihr Bezug zu Erwartungen, ökonomischen Handlungen und sozialen Beziehungen untersuchen zu können. Der Fokus liegt auf industriellen Beziehungen, Schuldner-Gläubiger-Verhältnissen in der Landwirtschaft sowie Auseinandersetzungen zwischen Haushalten und Händlern. Drei zentrale Fragen leiten das Projekt, das sich räumlich auf die USA, Deutschland und Großbritannien konzentriert. Erstens, wann und warum wandelten sich Verständnis und Erwartungen von Geldwertveränderungen? Zweitens, wie und warum beeinflussten Erfahrungen und Erwartungen in Bezug auf die Kaufkraft soziale Beziehungen der ökonomischen Akteure? Drittens, beeinflussten die Geldwertveränderungen die sozialen Beziehungen in den drei Ländern auf unterschiedliche Weise und führten dadurch zu unterschiedlichen institutionellen Lösungsversuchen, die wiederum den Prozess der Erwartungsbildung beeinflussten?
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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