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Fluidität. Materialien in Bewegung

Antragsteller Dr. Marcel Finke
Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 416334497
 
Im Zentrum des Netzwerks steht die kunst- und kulturwissenschaftliche Erforschung wandelbarer Materialien und Stoffprozesse, insbesondere die Erschließung ihrer ästhetischen sowie epistemischen Dimensionen und Potenziale. Die historische und theoretische Auseinandersetzung mit fluiden und flüchtigen Materialphänomenen erfasst einen Bereich, der sowohl in den Material (Culture) Studies als auch der Kunstgeschichte vernachlässigt wurde. Während Letztere vorrangig auf die Hardware der materiellen Welt fokussierten, d.h. die Materialität von Objekten und Dingen zu ihrem Gegenstand machten, nimmt das Netzwerk die fortlaufend im Übergang und Veränderung, in Bewegung und Austausch befindliche Welt der Materialien in den Blick. Notwendig ist diese Neuorientierung sowohl angesichts der ökologischen und sozialen Herausforderungen des Anthropozäns als auch aufgrund von Entwicklungen in der künstlerischen Praxis. Einerseits gilt es, die Unabgeschlossenheit materieller Vorgänge sowie die eigensinnigen Dynamiken von Stoffen innerhalb komplexer technischer, ökonomischer und ökologischer Systeme und Kreisläufe im Sinne eine Ökologie der Materialien zu berücksichtigen. Andererseits muss dem Umstand Rechnung getragen werden, dass die Kunst seit der Moderne zunehmend mutable und prozessuale Substanzen sowie ephemere Stoffereignisse in Szene setzt, dass sie also im Materiellen agiert ohne zwangsläufig objekthafte Werke zu produzieren. Vor diesem Hintergrund richtet sich das Erkenntnisinteresse des Netzwerks dezidiert auf Materialien in Bewegung und diverse Aspekte des Fluiden: Es wird den Spielarten, Ästhetiken und Epistemologien des Flüssigen nachgegangen, die Wandelhaftigkeit und Variabilität von Materialisations- und Transformationsvorgängen beleuchtet, die Produktivität und agentielle Wirksamkeit mobiler Stoffe untersucht sowie Austauschverhältnisse und Wechselwirkungen in der Welt der Materialien thematisiert. Darüber hinaus werden lokale und globale Zirkulationen von Materialflüssen und Stoffströmen erörtert, Phasen, Stauungen und Mischungen von Materialien im Wandel diskutieren sowie Metaphoriken des Fließens und die Denkfigur der Fluidität kritisch geprüft. Nicht zuletzt wird gefragt, welche Konsequenzen der Einbezug liquider und transitiver Stoffe für die Materialitätsdebatte hat und welche Entwicklungsmöglichkeiten sich daraus ergeben. Ziel des Netzwerkes ist es, ein kaum beachtetes Untersuchungsfeld für die Kunst- und Kulturwissenschaften zu erschließen. Zugleich sollen methodische Ansätze formuliert werden, die über objektorientierte Konzepte der Materialität hinausgehen und diese in Richtung einer umfassenderen Materialtheorie weiterentwickeln. Das programmatische Anliegen des Projekts besteht darin, ein analytisches Instrumentarium für die kunst- und kulturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit prozessualen Stoffen und Materialphänomenen zu erarbeiten und Grundlagen für ein historisches wie theoretisches Materialwissen des Fluiden bereitzustellen.
DFG-Verfahren Wissenschaftliche Netzwerke
 
 

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