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Form, Präsentation und Semantik der Skulpturenausstattung spätantiker Wohnbauten unter besonderer Beachtung der Hafenstadt Ostia: Untersuchungen zu den 'Biographien' antiker Plastik

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. Elisa Bazzechi; Dr. Marcel Danner
Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 416611366
 
In der zweiten Phase des Projekts sollen zunächst die für den ersten Förderzeitraum vorgesehenen Arbeiten, die infolge der COVID-19-Pandemie nicht vollständig erbracht werden konnten, abgeschlossen werden. Dazu zählen die Erschließung von 44 in den Sammlungen des Parco Archeologico di Ostia Antica aufbewahrten Skulpturen auf einem hohen technischen Niveau sowie die Re-Kontextualisierung der Objekte unter Zuhilfenahme der originalen Grabungsdokumentation. Durch diese Arbeiten wird ein bedeutender Beitrag zur Behebung eines Defizits der archäologischen Skulpturen- und der Wohnforschung geleistet. Infolge der Nachbearbeitung und Auswertung der erhobenen Daten wird es möglich sein, zahlreiche Skulpturen aus Ostia erstmals nach zeitgemäßen Standards vorzulegen sowie fundierte Aussagen über ihre Fundkontexte und ihre antiken Aufstellungszusammenhänge zu machen. Im Erstantrag war ferner die Auswertung des Materials unter kulturgeschichtlichen Gesichtspunkten vorgesehen: Insbesondere war beabsichtigt, die medialen Funktionen der Skulpturen als Bedeutungsträger innerhalb einer Kommunikation zwischen dem Herrn und den Besuchern eines Hauses zu beleuchten. Wie sich während der ersten Phase des Projekts herausgestellt hat, wird dieser eindimensionale Ansatz den vielfältigen Bedeutungen, die antiken Skulpturen im Laufe ihres kulturellen ‚Lebens‘ zugeschrieben werden, nicht gerecht: Sie werden hergestellt, zunächst in der vorgesehenen Form verwendet, dann möglicherweise repariert, transloziert oder umgearbeitet und schließlich zurückgelassen oder zerstört. Im Laufe solch bewegter ‚Biographien‘, die insbesondere für die zu jener Zeit oft jahrhundertealten Skulpturen aus spätantiken Kontexten zu postulieren sind, wurden die Objekte stets aufs Neue rezipiert und interpretiert. In der zweiten Phase des Projekts soll dieses ‚Leben‘ der Skulpturen vor, während und nach ihrer Aufstellung in den spätantiken Wohnhäusern auf der Grundlage einer breiten und gut dokumentierten Materialbasis sowie unter Zuhilfenahme neuer Methoden (Materialanalysen und 3D-Scans) nachgezeichnet werden. Mit dieser neuen Zielsetzung liefert die Untersuchung einen Beitrag zur Erforschung der antiken Kulturgeschichte, der weit über kunsthistorische Fragen hinausgeht. Dies gilt in besonderem Maße für die jüngeren ‚Lebenszyklen‘ der Skulpturen: Da letztere zu den wenigen Materialgattungen zählen, die während der großen Ausgrabungen von Ostia ebenso wie im Zuge anderer Altgrabungen dokumentiert wurden, lassen sich an ihnen wichtige Spuren von ansonsten verlorenen Phänomenen greifen, die für die Transformation der antiken Stadt an der Schwelle zum Mittelalter paradigmatisch sind. Die Ergebnisse des Projekts sollen schließlich durch den Vergleich mit anderen Fundorten für allgemeine Aussagen zu den ‚Biographien‘ antiker Plastik und zum spätantiken Wohnen fruchtbar gemacht werden, so dass von dem Vorhaben neue Einsichten in die Kulturgeschichte der Antike zu erwarten sind.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Italien
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Dr. Alessandro D' Alessio; Dr. Cristina Genovese
Mitverantwortlich(e) Professorin Dr. Vilma Ruppiene
 
 

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