Stoffgeschichte
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Feld der Stoffgeschichte hat sich in den vergangenen Jahren sehr dynamisch entwickelt. Studien zur Geschichte von so unterschiedlichen Stoffen wie Kohle, Gold, Kalkstein, Kautschuk, Salz, Stickstoff, Vitaminen, psychedelischen Substanzen wie Kokain oder LSD, aber auch toxischen Substanzen wie PCB, Asbest oder DDT prägen das Bild. So verschieden die behandelten Stoffe sind, so unterschiedlich sind auch die Forschungsperspektiven, aus denen ihre Geschichte untersucht worden ist. Obwohl kein Mangel an empirischen historischen Studien herrscht, die sich der „Stoffgeschichte“ zurechnen lassen, existierte bisher weder ein Überblick über Zugänge und Methoden der Stoffgeschichte noch eine konsensfähige Arbeitsdefinition zum Gegenstand der Stoffgeschichte, die den wissenschaftlichen Austausch erleichtert. Das Wissenschaftliche Netzwerk „Stoffgeschichte“, dem 12 Wissenschaftler*innen aus den Bereichen Wirtschaftsgeschichte, Technik- und Umweltgeschichte, Wissens- und Medizingeschichte, sowie der Globalgeschichte angehörten, hat erstmals eine Gegenstandsbestimmung für dieses wachsende Forschungsfeld vorgelegt, die für unterschiedliche historische Erkenntnisinteressen anschlussfähig ist. Demnach lässt sich das Feld der Stoffgeschichte durch drei grundlegende Kennzeichen charakterisieren: 1. Wird Stoff als dynamische Kategorie verstanden. Das bedeutet, dass die Veränderlichkeit von Stoffen, anders als etwa im naturwissenschaftlich geprägten Verständnis oder im Alltagswissen, im Mittelpunkt steht. 2. Die Materialität von Stoffen zeigt sich vor allem im wechselseitigen Verhältnis zwischen Stoffen und menschlichen Akteuren. Diese Vorannahme ist für die geschichtswissenschaftliche Forschung, die auf die Arbeit mit überlieferten Quellen angewiesen ist, von größter Bedeutung. 3. Stoffgeschichte hat das Potenzial, Teildisziplinen der Geschichtswissenschaft zu integrieren. In der Geschichte von Stoffen verbinden sich historische Entwicklungslinien aus den Bereichen der Technik, Umwelt, Ökonomie, Wissenschaft und vieler mehr, die zusammengedacht werden müssen. Diese drei grundlegenden Kennzeichen bieten ein belastbares Fundament stoffgeschichtlicher Forschung. Zugleich eröffnen sie eine Vielzahl von Möglichkeiten, Stoffgeschichte als Forschungsfeld produktiv weiterzuentwickeln.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Perspektiven auf Stoffgeschichte. Histoire.
Haumann, Sebastian; Roelevink, Eva-Maria; Thorade, Nora & Zumbrägel, Christian (Eds.)
