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Spektakuläre Gewaltakte Transnationale Öffentlichkeiten und Terrorismus, 1890-1914

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 416967536
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel des Projektes war die Erforschung der Geschichte spektakulärer Gewaltakte im ersten globalen Zeitalter des Terrorismus. In den Jahren 1880 bis 1914 suchten radikalisierte politische Gruppierungen weltweit mit Anschlägen und Attentaten öffentliche Aufmerksamkeit auf ihre Anliegen zu lenken. Ihre Gewaltakte lösten globale Reaktionen aus: Tageszeitungen, Zeitschriften und Illustrierte weltweit erhielten die Nachrichten unmittelbar nach der Tat via Telegraph, sie entsandten Reporter an die Orte des Geschehens, sie verfassten Schlagzeilen und Kommentare und sie druckten Bilder – Illustrationen, Fotografien und Karikaturen. Politikerinnen und Politiker sowie Aktivistinnen und Aktivisten wiederum rezipierten Nachrichten über die Gewalt und sie sahen sich dazu veranlasst, sich politisch zu positionieren. Sie äußerten Abscheu, manchmal auch ihre Solidarität, und bezogen damit innerhalb einer zunehmend vernetzten transnationalen Öffentlichkeit Stellung. In dem Projekt wurden diese grenzüberschreitenden Reaktionen unter anderem anhand von Zeitungsberichten aus Deutschland, Frankreich, den USA, dem Habsburger und Russischen Reich, Spanien, China und Japan analysiert. Die DFG-Sachbeihilfe hat zudem eine Reihe von Archivaufenthalten ermöglicht. Für das Projekt wurden unter anderem Archive in Berlin, London, Paris, St. Petersburg, Moskau, Wien und Stanford besucht. Zusätzliche geplante Archivreisen mussten aufgrund der Pandemie leider abgesagt werden. Stärker als ursprünglich geplant stützt sich die Arbeit deshalb auf Zeitungsquellen, die mittlerweile in großem Umfang als Digitalisate verfügbar sind und auf die vom heimischen Rechner zugegriffen werden kann. Zum Einsatz kamen dabei auch digitale Methoden und statistische Verfahren. Die Sachbeihilfe hat es ermöglicht, globale Debatten zur Geschichte des Terrorismus um 1900 umfassend zu analysieren. Als ein Fokus der Arbeit kristallisierte sich im Laufe der Recherchen zunehmend das Russische Reich heraus, welches im Untersuchungszeitraum zum Dreh- und Angelpunkt globaler Debatten über Ursachen, Konsequenzen und Legitimität terroristischer Gewaltformen wurde. Bis heute gilt das Russische Reich als Ursprungsland des modernen Terrorismus. Global war das erste Zeitalter des Terrorismus vor allem in der medialen Vermittlung und im Bewusstsein der Zeitgenoss:innen. Terroristische Attentate lösten öffentliche Reaktionen aus, die weit über den Horizont der Erwartungen der Attentäterinnen und Attentäter hinausreichten. Die Debatten im Anschluss an die Gewaltakte verweisen damit auf tiefe innergesellschaftliche und internationale Konflikte in den letzten Jahrzehnten vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • A big difference? Irische und russische Revolutionäre in US-amerikanischen Karikaturen des 19. Jahrhunderts, in: Maria Rhode und Ernst Wawra (Hg.): Quellenanalysen für das Studium der Geschichtswissenschaften. Ein epochenübergreifender Leitfaden aus der Praxis für die Praxis, Paderborn 2020, S. 353–368.
    Moritz Florin
  • Ikonen der Gewalt. Eine visuelle Geschichte spektakulärer Gewaltereignisse im Russischen Reich, Westeuropa und den USA, 1881–1914, Vortrag auf dem 53. Deutschen Historikertag in München, 6.10.2021.
    Moritz Florin
 
 

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