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Soziales Gehirn im Autismus: Emotionserkennung durch Körperbewegung

Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung seit 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 417034014
 
Das vorliegende Forschungsvorhaben zielt darauf ab, sozial-kognitive Defizite und ihre Hirnmechanismen bei Erwachsenen, die unter autistischen Störungen leiden, zu untersuchen. Die soziale Kognition ist in unserem Alltag von besonderer Bedeutung. Die Fähigkeit, die Absichten und Stimmungslagen unserer Mitmenschen zu verstehen, ist bei der Mehrzahl psychischer Erkrankungen beeinträchtigt. Zumeist liegen Geschlechtsunterschiede vor, so auch beim Autismus. Ergebnisse früherer Studien weisen darauf hin, dass autistische Personen sowohl sozial-kognitive Einschränkungen als auch Defizite bei der Wahrnehmung von Körperbewegungen aufweisen. Es ist aber unklar, ob die Wahrnehmung von Körperbewegungen auf Defizite in der sozialen Kognition hindeuten könnte. Die bisherigen Studien sind darauf beschränkt gewesen, die Gehirnregionen zu lokalisieren, die der sozialen Kognition zugrunde liegen. Der Zeitverlauf und die dynamische Topographie der kortikalen Aktivität wurden dabei allerdings außer Acht gelassen. Zur Erforschung neuronaler Kommunikation bei Autisten würden daher Magnetenzephalografie (MEG, mit hoher zeitlicher Auflösung) in Kombination mit visueller Psychophysik einen wichtigen Beitrag leisten. Durch Kombination dieser Verfahren mit Verhaltensparadigmen möchten wir klären: (1.1) wie funktionelle Gehirnmechanismen, die der Erkennung von Emotionen zugrunde liegen, bei autistischen Personen im Hinblick auf dynamische Topographie verändert sind; und (1.2) ob bei autistischen Personen Veränderungen der neuronalen Kommunikation vorliegen. Anhand identischer visueller Stimulation mit Aufgabenausrichtung entweder auf die Verarbeitung von Körperbewegung oder auf das Lesen der Körpersprache bestätigte der 1. Teil des Projekts unsere Hypothese, dass die beiden Fähigkeiten zwar eng miteinander verbunden sind, diese Bindung jedoch geschlechtsspezifisch ist. Wir beabsichtigen ferner zu erforschen: (1) ob die Gehirnnetzwerke sowie die unverzichtbaren Elemente der sozialen Kognition, und zwar das Lesen von Körpersprache und Mimik (einschließlich Lesen in den Augen), im Autismus beeinträchtigt sind, und (2) ob Veränderungen der neuralen Netzwerke für soziale Kognition im Autismus geschlechtsspezifisch sind. Eine weitere Fragestellung ist, wie geschlechtsspezifische Leistungsunterschiede mit möglichen Unterschieden im sozialen Gehirn zusammenhängen. Die Ergebnisse dieses Forschungsvorhabens können daher maßgeblich zur Erkennung sozial-kognitiver Defizite sowie frühzeitig ansetzenden Interventionen bei autistischen Personen beitragen. Für Personen, die unter autistischen Störungen leiden und somit oft auch soziale Zurückweisung erlebt haben, ist eine intakte soziale Kognition insbesondere für Integration und Lebensqualität von größter Bedeutung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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