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Zusammengesetzte Indefinitpronomen in slavischen Sprachen. Ein Beitrag zur semantischen Karte der Indefinitheit der zweiten Generation

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 417111628
 
Für gewöhnlich betrachtet man Pronomen als geschlossene Wortart. Dies ist jedoch in Hinblick auf Indefinitpronomen problematisch; denn neben den sog. “traditionellen” Indefinitpronomen wie russisch kto-to ‘jemand’, kto-libo ‘irgendwer’ etc. ist in den slavischen Sprachen als Ergebnis laufender Wandelprozesse ein bestimmte Klasse an Ausdrücken der Indefinitheit entstanden, die aus mehreren orthografischen Wörtern bestehen können. Diese werden jedoch in der Forschung zur Indefinitheit nur wenig beachtet. Sie enthalten ein Interrogativum wie russisch kto ‘wer’ und drücken in ihrer Hauptfunktion indefinite Referenz aus. Ein Beispiel für ein solches zusammengesetztes Indefinitpronomen ist russisch neizvestno kto , wörtlich ‚unbekannt wer‘, das in gleichem Kontext auftreten kann wie das Pronomen kto-to ‘jemand’. Diese zusammengesetzten Indefinitpronomen lassen einen ganz neuen Blick auf die funktionale Kategorie der Indefinitheit zu. Das Projekt hat eine deskriptive und eine theoretische Dimension. Das deskriptive Ziel ist eine Inventarisierung und eine Beschreibung des Gebrauchs von zusammengesetzten Indefinitpronomen in slavischen Sprachen. Es werden sowohl Morphosyntax als auch Semantik erfasst und Daten zur Gebrauchsfrequenz erhoben. Den theoretischen Rahmen bilden ein referenzsemantischer Ansatz und die Theorie der semantischen Karten. Geplant wird die Untersuchung mehrerer slavischer Sprachen, und zwar des Russischen und Ukrainischen (Ostslavisch), des Polnischen und Tschechischen (Westslavisch) sowie des Kroatischen (Südslavisch). Das erste Ziel ist eine Inventarisierung dieser bis jetzt nur für das Russische und das Ukrainische erforschten Kategorie. Mit diesem Datenset möchten wir gleichzeitig einen theoretischen Beitrag zum Ansatz der Semantischen Karten leisten. Ausgangspunkt ist die Karte der Indefinitheit, die Haspelmath 1997 vorgeschlagen hat. Wir sehen die Karte jedoch nicht als universellen semantischen Raum an, sondern als “a model of attested variation”. Genauer geht es uns um eine empirische Präzisierung der semantischen Karte und ihre Ausweitung auf benachbarte Domänen. Durch die Integration von Frequenzdaten erarbeiten wir eine Karte der zweiten Generation, eine sog. Weighted map. Das Projekt verspricht somit einen substantiellen Beitrag zum Verständnis der Kategorie der Indefinitheit.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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