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Digitale Entfremdung und Aneignung von Arbeit: Entfremdungserfahrungen in digitaler Dienstleistungsarbeit
Antragstellerin
Professorin Dr. Friedericke Hardering
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Soziologische Theorie
Soziologische Theorie
Förderung
Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 417199683
Die Digitalisierung der Arbeitswelt kann als Treiber eines grundlegenden Strukturwandels der Arbeit verstanden werden. Dadurch stellen sich vielfältige Fragen nach der Zunahme von Fremdbestimmungen durch Algorithmen, Verlusten von Zeitautonomie, neuen Formen der Fragmentierung von Arbeit oder Veränderungen von sozialen Beziehungen. Um solche problematischen Entwicklungen zu beschreiben, wird im aktuellen Diskurs vereinzelt das Stichwort der Entfremdung genutzt. Der Nutzen eines solchen Konzepts im Kontext der digitalen Arbeit liegt in der Erforschung von Problemen, die über mögliche Autonomieverluste hinausgehen und Fragen wie einen Sinnverlust in der Arbeit sowie veränderte Selbstkonzeptionen beinhalten. Bisher beschränken sich die Ausführungen zum Begriff der Entfremdung meist auf sozialphilosophische Arbeiten. Eine empirische Analyse des Konzepts im Bereich der digitalen Arbeit fehlt weitgehend. Das Projekt schließt an dieses Desiderat an und widmet sich der Untersuchung digitaler Entfremdung. Untersucht werden Erfahrungen von Entfremdung und Aneignungsbemühungen von Arbeitnehmern auf verschiedenen Qualifikationsebenen in digitalen Arbeitsformen. Da die Entfremdung in der Vergangenheit vor allem in gering qualifizierten Bereichen der industriellen Arbeit untersucht wurde, ist über die Entfremdungspotenziale der digitalen Dienstleistungsarbeit wenig bekannt. Um diese Lücke zu schließen, untersucht das Projekt die digitale Dienstleistungsarbeit in etablierten Berufsfeldern und neuen Berufen der digitalen Ökonomie. Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines empirisch fundierten Konzepts digitaler Entfremdung in der Arbeit. Eine zentrale Frage ist, inwieweit die digitale Arbeit in verschiedenen Berufsgruppen des Dienstleistungssektors mit spezifischen Entfremdungserfahrungen einhergeht. Dies geschieht durch eine innovative Form des Zugangs zu subjektiven Entfremdungserfahrungen, die zwischen verschiedenen Ebenen von Entfremdungserfahrungen unterscheidet (biographisch, leiblich-emotional, praktisch- handelnd, kritisch-evaluativ). Ziel der Studie ist es, Einblicke in die Erfahrungen von Beschäftigten unterschiedlicher Qualifikationsebenen zu gewinnen und auf dieser Grundlage eine empirisch geerdete Definition digitaler Entfremdung zu entwickeln. Es wird ein qualitativer Forschungsansatz verwendet, bei dem Interviews und Gruppendiskussionen mit Beschäftigten in der Dienstleistungsarbeit durchgeführt werden. Untersucht werden hochqualifizierte, qualifizierte und gering qualifizierte Beschäftigte. Damit verbindet das Projekt theoretische, methodische und empirische Fragen der Entfremdungsforschung und zielt darauf ab, Entfremdung als Kategorie der Arbeitssoziologie zu rekonzipieren. Darüber hinaus werden verschiedene Ansätze zur Entfremdung aus der Soziologie, Psychologie und Philosophie einbezogen. Durch diese Verbindungen wird es möglich, das Konzept der Entfremdung für eine vielschichtige Beschreibung sozialer Probleme fruchtbar zu machen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Schweiz
Partnerorganisation
Schweizerischer Nationalfonds (SNF)
Kooperationspartner
Professor Dr. Oliver Nachtwey