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Deutsch-Jüdische Filmgeschichte in der BRD

Antragstellerin Dr. Lea Wohl von Haselberg
Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 417482531
 
Erstellungsjahr 2024

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das DFG-Netzwerk hat Forschungen zu jüdischen Filmaschaffenden wie den Produzenten Artur Brauner, Erich Pommer, Gyula Trebitsch und Walter Koppel, Regisseur:innen wie Karl Fruchtmann, Imo Moszkowicz, Peter Lilienthal, Jeanine Meerapfel, Thomas Brasch oder Erwin Leiser, von Schauspieler:innen wie Daliah Lavi, Towje Kleiner oder Lilli Palmer zusammengebracht und aufeinander bezogen. Darüber hinaus wurden bis dato unerforschte Arbeitsbiographien wie der ersten Schauspielagentin und jüdischen Remigrantin Elli Silmann oder der nicht aus dem Exil zurückgekehrten Fernsehautoren Robert Muller und Leo Lehmann erschlossen. Es hat sich ein bleibendes Netzwerk von internationalen Forschenden entwickelt, das auch über die Laufzeit der DFG-Förderung hinaus verbunden bleibt. Dabei hat das Netzwerk einen Raum für einen sehr spezifischen fachlichen Austausch geboten, der durchaus einem schmalen, nischenhaften Interesse verpflichtet war und zugleich einen Transfer der Ergebnisse für ein breites Publikum ermöglicht hat. Die Forschenden haben - eher aus der Not der durch die COVID-19-Pandemie unmöglich gewordenen kollegialen Gespräche in Präsenz - gemeinsam eine Form des kollaborativen, offenen filmhistoriographischen Schreibens in kleinen Formen entwickelt, indem sie diese Forschungen veröffentlicht und einen methodischen Vorschlag für das Schreiben jüdischer Filmgeschichte vorgelegt haben. Diese Form ist übertragbar auf andere marginalisierte Perspektiven der Filmgeschichte, die weder bruchlos in den großen Text eingeschrieben noch als andere Geschichte addiert werden sollen. Im Anschluss an die Kritik des Nationalkinos kann so eine multiperspektivische, offene Form von Filmgeschichtsschreibung entwickelt werden. Damit sollte der film- und medienwissenschaftlichen Forschung ein Transferangebot gemacht werden, das über das spezifische Thema des Netzwerks “Deutsch-jüdische Filmgeschichte der Bundesrepublik” hinausgeht. Das Netzwerk hat dies in einer fünfteiligen Reihe in der Zeitschrift Medaon – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung veröffentlicht sowie in einer erweiterten Buchpublikation vorgelegt. Außerdem wurden die Forschungen in einem aus dem Netzwerk hervorgegangenen Folgeprojekt einer breiteren außeruniversitären Öffentlichkeit präsentiert und damit geöffnet: Die von Juli 2023 bis Januar 2024 im Jüdischen Museum Frankfurt gezeigte Wechselausstellung “Ausgeblendet/ Eingeblendet. Eine jüdische Filmgeschichte der Bundesrepublik” erzählte auf über 600 qm akteurszentriert von jüdischen Filmschaffenden in der alten Bundesrepublik. Der im Hanser Verlag erschienene Katalog macht diese Arbeit über die Laufzeit der Ausstellung hinaus verfügbar und bot den Mitgliedern des Netzwerks die Möglichkeit, ihre Forschungen auch für eine breitere Leser:innenschaft zu publizieren. Die Ausstellung war von Podcasts und einer Filmreihe begleitet, die zum Teil selten gezeigte Filme für ein interessiertes Publikum zugänglich machte. Mit der Herausgeberschaft der Buchreihe “Jewish Film Studies” bei DeGruyter versuchen die Netzwerkkoordinator:innen Lea Wohl von Haselberg und Johannes Praetorius-Rhein das Forschungsfeld an der Schnittstelle von Filmwissenschaft und Jüdischen Studien zu etablieren und sichtbarer zu machen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • “Jüdische Filmschaffende im bundesdeutschen Nachkriegskino? Artur Brauner und andere”, in: Doron Kiesel (ed.): Perspektiven jüdischer Bildung, Bd. 2, Berlin: Hentrich & Hentrich 2019, S. 534-544
    Johannes Praetorius-Rhein
  • "Einblendungen. Eine deutschjüdische Filmgeschichte in fünf Teilen”, in: Medaon – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung, 14 (2020), 26, S. 1–6
    Johannes Praetorius-Rhein & Lea Wohl von Haselberg
  • Zwischen Erinnerungskultur und Antisemitismus. Werkstattgespräche über jüdische Filmschaffende in der Bundesrepublik. Hamburg: Avinus 2022
    Julia Schumacher & Lea Wohl von Haselberg
  • “Einblendungen. Teil 2: Dinge”, in: Medaon – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung, 14 (2020), 27, S. 1–9
    Johannes Praetorius-Rhein & Lea Wohl von Haselberg
  • “Einblendungen. Teil 4: Orte”, in: Medaon – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung, 15 (2021), 29, S. 1–14
    Johannes Praetorius-Rhein & Lea Wohl von Haselberg
  • “Jewish Film in Germany. Zur Möglichkeit einer jüdischen Film und Fernsehgeschichte in Deutschland nach 1945“, in: MEDIENwissenschaft, Nr. 4 (2020), S. 339–356
    Johannes Praetorius-Rhein & Lea Wohl von Haselberg
  • Karl Fruchtmann. Ein jüdischer Filmemacher? In: Thomas Otten/ Christiane Twiehaus/ Laura Cohen (Hrsg.): Jüdische Geschichte und Gegenwart in Deutschland. Aktuelle Fragen und Positionen. Publikationsreihe MiQua. Oppenheim am Rhein: Nünnerich-Asmus 2021, S. 134-147
    Lea Wohl von Haselberg
  • “Einblendungen. Teil 3: Schreiben”, in: Medaon – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung, 15 (2021), 28, S. 1–10
    Johannes Praetorius-Rhein & Lea Wohl von Haselberg
  • Ein vergessenes Stück deutscher Fernsehgeschichte und ein Teil jüdischer Filmgeschichte. Karl Fruchtmanns Zeugen-Projekt. Jüdischer Film, 227-252.
    von Haselberg, Lea Wohl
  • Einblendungen: Elemente einer jüdischen Filmgeschichte der Bundesrepublik, Berlin: Neofelis Verlag 2022.
    Johannes Praetorius-Rhein & Lea Wohl von Haselberg (Hg.)
  • Rhein — Filmgeschichte und Gedächtnistheater. Zur historischen Konstruktion eines ›Jüdischen Films‹ in der Bundesrepublik. Jüdischer Film, 95-116.
    Praetorius, Johannes
  • Von Aufbrüchen und Kontroversen. Eine Einleitung. Jüdischer Film, 9-22.
    von Haselberg, Lea Wohl & Pérez, Lucy Alejandra Pizaña
  • “Einblendungen. Teil 5: Überlieferungen”, in: Medaon – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung, 16 (2022), 30, S. 1–14, online
    Johannes Praetorius-Rhein & Lea Wohl von Haselberg
  • Out of and in Focus. A Jewish Film History of West Germany, exhibition catalogue, München: Hanser 2023
    Lea Wohl von Haselberg; Johannes Praetorius-Rhein; Mirjam Wenzel & Erik Riedel (eds)
 
 

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