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Die baugeschichtliche Erforschung der F1 in Peenemünde als Beitrag zur archäologischen Erschließung materieller Hinterlassenschaften an kontaminierten Kulturerbestätten
Antragstellerinnen / Antragsteller
Dr. Constanze Röhl; Dr.-Ing. Peter Irenäus Schneider
Fachliche Zuordnung
Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung
Förderung seit 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 417517655
Die Fertigungshalle 1 in Peenemünde ist die Stahlbetonruine eines modernen monumentalen Industriebaus der NS-Zeit, in dem zugleich temporär ein KZ-Außenlager eingerichtet war. Die Halle wurde im Rahmen eines umfangreichen Bauprogramms der Heeresversuchsanstalt in den Jahren 1940-1943 errichtet, in Folge des Potsdamer Abkommens gesprengt und im Zuge der Roh- und Baustoffgewinnungsprogramme der Nachkriegszeit in großen Teilen abgetragen. Ihre Erschließung als wissenschaftliche Quelle ist aufgrund multipler Kontaminationslagen, für die das Objekt keinen Einzelfall darstellt, mit besonderen konzeptionellen und logistischen Herausforderungen verbunden. In einer ersten Projektphase wurden die Rahmenbedingungen für eine weiterführende Untersuchung und archäologische Erschließung in einem mehrstufigen Verfahren erarbeitet. In der Umsetzung der Ergebnisse sollen zugleich Hypothesen zur Lokalisierung und Rekonstruktion des Konzentrationslagers überprüft werden. Parallel dazu geht es darum, die Planungsstrukturen und ihre kontextuelle Einbettung herauszuarbeiten und mit den baulichen Befunden zu korrelieren. Hierzu gehört ebenfalls die Vorlage der zugehörigen Materialgattungen von Bauelementen, Baustoffen und bautechnischen Artefakten. Die weitere Dokumentation und Vorlage von Befunden und Artefaktspektrum der Nachnutzungsphasen adressiert die Überlieferungsgeschichte des Objektes, die zunächst anhand schriftlicher und fotographischer Quellen zu erfassen war. Die Fertigungshalle 1 ist ein wichtiges Zeugnis der deutschen Baugeschichte sowie des Umgangs mit Hinterlassenschaften der NS-Zeit. An ihr können ebenfalls Bedeutungsebenen, die für die Auseinandersetzung mit dem Erbe der Moderne maßgeblich sind, mittels Baugeschichte, Bauforschung und Archäologie sichtbar gemacht werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen