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Regionale Unterschiede in der Häufigkeit und Versorgung von Patienten mit schwerer Sepsis in Deutschland (Regio-SEP)
Antragstellerin
Dr. Carolin Fleischmann-Struzek
Fachliche Zuordnung
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung
Förderung von 2019 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 417701732
Sepsis, die schwerste Verlaufsform von Infektionserkrankungen, ist eine der Haupttodesursachen weltweit. Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass die Mehrzahl der mindestens sechs Millionen Sepsistodesfälle pro Jahr vermeidbar ist. In Deutschland werden jährlich 130.000 Patienten mit einer schweren Sepsis stationär behandelt, von denen rund 43% versterben. Die Kosten für ambulante und stationäre Behandlungen von Sepsispatienten belaufen sich auf 7,7 Mrd. Euro jährlich, womit Sepsis eine der kostenintensivsten Erkrankungen im Gesundheitswesen ist. Hinsichtlich Inzidenz- und Mortalitätsraten der krankenhausbehandelten Sepsis lassen sich in Deutschland relevante Unterschiede zwischen den Bundesländern nachweisen, deren Ursache unklar ist. Ebenso ist nur unzureichend verstanden, warum die Sepsisinzidenz in Deutschland kontinuierlich steigt und die Krankenhaussterblichkeit auf einem höheren Niveau als beispielsweise in den USA oder Australien liegt. In der beantragten Pilotstudie soll daher erstmals eine umfassende Deskription regionaler Unterschiede der Sepsisepidemiologie und relevanter Versorgungsparameter auf Bundesland- und Kreisebene in Deutschland vorgenommen und deren Einflussfaktoren untersucht werden. Datengrundlage für diese ökologische Studie bildet die Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik (DRG-Statistik) des Statistischen Bundesamtes, für die eine Verknüpfung mit weiteren Datenquellen zu sozioökonomischen, medizinisch-strukturellen und patientenbezogenen Merkmalen pilotiert werden soll. Dazu werden relevante Einflussfaktoren auf Sepsishäufigkeit und -versterben auf Basis von öffentlich verfügbaren Datenquellen operationalisiert und für ein Beispieljahr mit der DRG-Statistik verknüpft. Es erfolgt die Auswertung von alters- und geschlechtsstandardisierten Inzidenz- und Mortalitätsraten auf Bundesland- und Kreisebene sowie die Deskription relevanter Behandlungsparameter in diesen räumlichen Einheiten. Zur Bestimmung des statistischen Zusammenhangs zwischen den Outcomes Sepsisinzidenz und -krankenhaussterblichkeitsrate und verschiedenen Einflussfaktoren werden räumliche Regressionsmodelle mit Kreisen und kreisfreien Städten als Beobachtungseinheiten geschätzt. Die Pilotstudie liefert damit einen ersten wichtigen Beitrag zum differenzierteren Verständnis der Sepsisepidemiologie in Deutschland und überprüft für ein Beispieljahr die Machbarkeit der Verknüpfung multipler Datenquellen zur Analyse von Einflussfaktoren auf die regionale Sepsiskrankheitslast. Sie dient zur Hypothesenbildung für weitere Forschungsaktivitäten und kann dazu beitragen, Modellregionen mit besonders niedriger Sepsisinzidenz und -sterblichkeit zu identifizieren, die als Best Practice Beispiele dienen können. So ist langfristig die Konzeption und Implementierung zielgerichteter Initiativen zur Reduktion der Sepsiskrankheitslast und der daraus resultierenden Kosten im Gesundheitssystem möglich.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Konrad Reinhart