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Abschließende Bearbeitung und Publikation der wikingerzeitlichen Grabfunde von Haithabu, Kr. Schleswig-Holstein

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2007 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 41795857
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die ältesten Grabfunde von Haithabu wurden im 8. Jahrhundert angelegt. Es handelt sich um einzelne Urnengräber und zwei Körpergräber aus dem mittleren und nördlichen Bereich des Südgräberfeld-West. Bei zwei Gräbern kann die Datierung auf die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts eingeschränkt werden. Die zugehörige Grubenhaussiedlung lag etwa 200 m östlich am Noor, möglichenweise entlang einer parallel zum Ufer verlaufenden Straße. Etwa die Hälfte der datierbaren Gräber gehört in das 9. Jahrhundert. Die untersuchten Flächen deuten an, dass im Laufe des 9. Jahrhunderts große Teile der höher liegenden Bereiche von Haithabu für Bestattungen genutzt wurden. Im archäologischen Befund überwiegen West-Ost, seltener Nord-Süd ausgerichtete Körpergräber mit oder ohne Beisetzung in Särgen. Seit dem zweiten Viertel des 9. Jahrhunderts hoben sich einige Bestattungen in überhügelten Kammern durch Grabbau und Beigabenausstattung von dem Großteil der übrigen Beisetzungen ab. Besonders henvorzuheben ist das Bootkammergrab mit der Bestattung von drei Männern, das im zweiten Viertel des 9. Jahrhunderts errichtet worden ist und sich zu diesem Zeitpunkt sowohl in seiner Monumentalität als auch Ausstattung von allen Grabanlagen nicht nur Haithabus, sondern auch des übrigen Dänemark deutlich abhob. Daneben wurden weiterhin Brandgräber angelegt, die häufig mit kleinen Grabhügeln markiert worden sind. Die Siedlung erstreckte sich entlang des Noores, dehnte sich aber vor allem in der Mitte des Halbkreiswalles nach Westen mehrere Hundertmeter den Hang hinauf aus und reichte am Ende des Jahrhunderts vermutlich bis an die Friedhöfe heran, die sich im Laufe der Zeit immer weiter von Westen nach Osten vorgeschoben hatten. Etwas weniger als die Hälfte der Gräber mit datierbaren Beigaben ist in das 10. Jahrhundert zu setzen, von denen der größere Tei! in die erste Hälfte des Jahrhunderts gehört. Es handelt sich ausschließlich um Körperbestattungen mit oder ohne die Venwendung von genagelten und ungenagelten Särgen. In der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts wurden gelegentlich auch überhügelte Kammergräber angelegt. Mit Aufgabe der Grubenhaussiedlung südlich des Halbkreiswalles am Ende des 9. Jahrhunderts kam es zu einer Umstrukturierung des Handelsplatzes. Die Besiedlung konzentrierte sich jetzt auf die Bereiche innerhalb des Halbkreiswalles und dehnte sich weiter den Hang nach Westen hinauf aus. Spätestens in der Mitte des 10. Jahrhunderts wurde der Halbkreiswall errichtet. Die äußersten westlichen Bereiche der Gräberfelder wurden nicht mehr für Bestattungen genutzt und innerhalb des Halbkreiswalles sogar mit Häusern überbaut. Die aufgegebene Südsiedlung und vermutlich auch die Siedlungsbereiche am feuchten Noorufer innerhalb und nördlich des Walles wurden etwa ab etwa 900 als Bestattungsplatz genutzt. In das 11. Jahrhundert können keine Gräber datiert werden. Die einzelnen Funde des 11. Jahrhunderts aus dem Bereich des Flachgräberfeldes stammen nicht aus Bestattungen. Im Rahmen systematischer Metalldetektorbegehungen sind jüngst zahlreiche Funde aus der zweiten Hälfte des 10. und der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts zum Vorschein gekommen, die einen bisher angenommenen Niedergang des Emporiums bereits zu diesem Zeitraum wideriegen. Die scheinbare Abnahme der Gräberanzahl seit der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ist vielmehr mit der allmählichen Aufgabe der Beigabensitte zu erklären. Die Ursache ist in der offiziellen Einführung des Christentums durch Harald Blauzahn um 965 zu sehen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass viele der orientierten beigabenlosen Körpergräber erst im 11. Jahrhundert angelegt worden sind. Außerdem ist davon auszugehen, dass immer mehr Bestattungen bei der aus den Schriftquellen seit der Mitte des 9. Jahrhunderts mehrfach für Haithabu belegten Kirche erfolgten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Die wikingerzeitlichen Gräber von Haithabu. In: S. Kleingärtner/L. Matthes/M. Nissen (Hrsg.), Arkaeologi i Slesvig/Archäologie in Schleswig 12 (Neumünster 2009) 163-174 [Symposium Jarplund 2008]
    Silke Eisenschmidt
 
 

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