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Gecko Translokalität. Die Aushandlung sozialer und ökologischer Werte in Mensch-Tier-Beziehungen zwischen Deutschland und dem Indischen Ozean

Antragstellerin Dr. Lisa Jenny Krieg
Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 418026224
 
Phelsuma Taggeckos sind global mobile Tiere, eingebunden in Diskurse von Wert und Zugehörigkeit: auf den Ursprungsinseln stehen sie unter Naturschutz; als invasive Arten werden sie bekämpft oder für den Export nach Europa freigegeben, wo die bunten Geckos vor allem in der deutschen Terraristik geschätzt werden.Mit der „Reinheit“ von Fauna und Flora als oberstes Gebot töten Naturschützer invasive Arten zum Schutz von nativen Phelsuma-Geckos. Geleitet durch koloniale Narrative eines verlorenen Paradieses, versuchen sie „ursprüngliche“ Landschaften wiederherzustellen. Dieser Fortsetzungsantrag baut auf der Forschung der letzten eineinhalb Jahre auf, in der die Mobilität von Geckos und Menschen im Indischen Ozean und in Deutschland untersucht wurde, mit besonderem Augenmerk darauf, wie Geckos Wert zugesprochen oder aberkannt wird. Mit ethnographischen Methoden wurde in Deutschland und auf den Inseln des Westlichen Indischen Ozeans (La Réunion, Mayotte, Mauritius) untersucht, in welche Diskurse von Wert, Mobilität und Zugehörigkeit Phelsuma Geckos in den Sphären Naturschutz und Terraristik eingebettet sind. Das hier beantragte Fortsetzungsprojekt soll nun einerseits ermöglichen, die durch Covid-19 verhinderte letzte Forschungsreise nach Mauritius nachzuholen, und andererseits zwei Aspekte vertiefen: die Rolle digitaler Technologien im Naturschutz, sowie das im Naturschutz in Mauritius verbreitete Narrativ des „verlorenen Paradieses“. Methodisch soll eine Kombination aus ethnographischer Feldforschung im Westlichen Indischen Ozean und virtueller Ethnographie zum Einsatz kommen.Digitale Technologien spielen im Naturschutz eine immer größere Rolle – so auch im Kontext von Phelsumen im Indischen Ozean. Gerade die Kleinheit der Tiere machen Algorithmen der Mustererkennung oder Smartphone Applikationen zur Datensammlung über invasive Geckos besonders relevant. Hier soll nun untersucht werden, wie die Mobilität digitaler Daten über Geckos, und die Bewegungen lebendiger Geckos im Zusammenhang miteinander und mit Werte-Diskursen stehen.Auf Mauritius sind Phelsumen eingebettet in komplexe Unterfangen der „ökologischen Restauration“, die die Wiederherstellung vermeintlich authentischer Ökosysteme zum Ziel haben. Paläontologische Ausgrabungen, Naturschutzmaßnahmen und künstlerische Darstellungen ausgestorbener Fauna und Flora verbinden sich dabei zu einer wirkungsmächtigen Kombination. Zusammengehalten durch spekulative Elemente, manifestieren sie die paradiesische Vergangenheit und sind richtungsweisend für mögliche Zukünfte. Diese spekulativen Imaginationen, informiert durch koloniale Narrative eines „verlorenen Paradieses“, sollen in dem beantragten Fortsetzungsprojekt genauer unter die Lupe genommen werden.Durch diesen Fokus kann ein tiefergehendes Verständnis über die Einbettung der Translokalität von Phelsumen erlangt werden, vor allem im Kontext historisch gewachsener Narrative der Zuschreibung und Aberkennung von Wert in sozioökologischen Diskursen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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