Detailseite
Projekt Druckansicht

Sprachwandel und Lebenslauf

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 418602718
 
Altersbedingte Unterschiede im Verhalten der Menschen beschäftigen die Forschung mindestens seit Aristoteles. Doch während Entwicklungspsychologen und Kognitionswissenschaftler eine stets wachsende Datenbasis für Veränderungen in Aspekten der Gehirnplastizität, Persönlichkeitsstruktur und von Verhaltensmustern erheben, die die gesamte Lebensdauer erfassen, wurden altersbedingte Veränderungen in der Grammatik des Sprechers bisher weitestgehend übersehen und ignoriert. Der Grund für diese Forschungslücke ist in einem grundlegenden Dissens in der sprachwissenschaftlichen Forschungslandschaft zu finden: Während die formale Sprachwissenschaft Sprachwandel im Kindesalter – und somit vor der kritischen Periode - ansiedelt, betrachten funktional ausgerichtete Teilbereiche der Sprachwissenschaft Sprachwandel im Erwachsenenalter als unvermeidliche Konsequenz der kumulativen Spracherfahrung über den Lebenslauf. Was dringend erforderlich ist, um dieses Schisma zu überbrücken, ist eine kohärente Datenbasis, die Aufschluss über die sprachliche (In)stabilität über der Lebensspanne des Erwachsenen gibt und deren Ergebnisse einen konstruktiven Dialog über die dynamische Beziehung zwischen Alter, sprachlichen Fähigkeiten und Sprechergrammatik, und somit überindividuell über die grundlegenden Prinzipien des Sprachwandels, ermöglicht. Das hier vorgestellte Projekt füllt diese Forschungslücke durch die Erstellung und Analyse eines einzigartigen Korpus, das Veränderungen auf allen Ebenen der Sprachstruktur über die gesamte Lebensdauer des Erwachsenen dokumentiert. Das erste Teilziel des Projekts ist somit, die weltweit umfassendste Studie über Sprachwandel im Erwachsenenalter (18-65 Jahre) durchzuführen. Eine Lebenslauf-Perspektive auf die Sprechergrammatik erlaubt einen viel dynamischeren Kontext für die Erfassung von Änderungen in sprachlichen Fähigkeiten als die statischen Ansätze, die in der Sprachwissenschaft und der kognitiven Psychologie vorherrschen. In einem zweiten Teilziel nutze ich die auf der Grundlage der statistisch ausgewerteten Daten erworbenen Kenntnisse, um ein komplexes Modell der linguistischen, kognitiven, sozialen und sprecherspezifischen Determinanten sprachlicher Labilität im post-adoleszenten Sprecher, vor allem im Vergleich zu Änderungen in der Grammatik der Sprechergemeinschaft, zu erstellen. Die so erhobenen umfangreichen Erkenntnisse dieses Projekts erlauben mir, wichtige Impulse zur Diskussion über die kritische Periode, und vor allem über die Konsequenzen von sprachlicher Instabilität für kognitive, formale und entwicklungstheoretische Modelle des Sprachwandels zu geben. Das übergeordnete Ziel des Projekts ist somit, auf der Grundlage einer großen dynamischen Datenbasis einen paradigmenübergreifenden Dialog über die Beziehung zwischen Stabilität/Veränderung der sprecherinternen Grammatik und Alterung anzustoßen und somit ein kohärentes Model der Mechanismen des Sprachwandels innerhalb der Grammatik des einzelnen Sprechers zu formulieren
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung