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Korruption und Religion: Das orthodoxe Christentum in Russland und Serbien

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 418675522
 
Dieses auf drei Jahre angelegte Forschungsvorhaben ist ein Fortsetzungsantrag des interdisziplinären Verbundprojekts "Von der Informalität zur Korruption (1817-2018): Serbien und Kroatien im Vergleich", das die DFG zwischen 2020 und 2023 gefördert hat. Es beschäftigt sich mit dem Korruptionsverständnis im orthodoxen Christentum und konzentriert sich auf die traditionell orthodoxen Länder Russland und Serbien. Das Projekt enthält drei Teilprojekte aus drei unterschiedlichen Disziplinen: ein historisches (Der russisch-orthodoxe Korruptionsdiskurs, 1856-1918 und 2000-2023; Antragsteller Klaus Buchenau), ein betriebswirtschaftliches (Die Kirche als Organisation und Akteur. Informalität und Korruption in Serbien und die Rolle der Serbischen Orthodoxen Kirche (1991-2023), Antragsteller Thomas Steger) sowie ein linguistisches (Spricht die Kirche eine eigene Sprache? Säkulare und religiöse Korruptionslexik des Russischen im Wandel (1856-1917 und 2000-2023), Antragsteller Björn Hansen). Das historische Teilprojekt konzentriert sich darauf, was die Russische Orthodoxe Kirche unter Korruption versteht, und versucht hier einen diskursanalytischen Längsschnitt. Das betriebswirtschaftliche Teilprojekt bearbeitet eine kürzere Zeitspanne, hat aber ein breiteres Erkenntnisinteresse, weil hier zum Korruptionsverständnis auch konkrete Praktiken sowie ihre organisatorischen und rechtlichen Voraussetzungen treten. Das sprachwissenschaftliche Teilprojekt nutzt großenteils dieselben Quellen wie das historische und unterzieht dieses Material einer korpuslinguistischen Analyse, um herauszufinden, wie unterschiedlich das säkulare und das religiöse Sprechen über Korruption in Russland sind. Mit dem Projekt möchten wir einen Beitrag zur Erforschung des Nexus von Korruption und Religion leisten. Hier gibt es kaum qualitative Forschung, insbesondere das orthodoxe Christentum ist in dieser Hinsicht weitgehend unerforscht. Allgemein steht die Ansicht im Raum, dass das orthodoxe Christentum historisch kaum etwas zur Korruptionsbekämpfung beigetragen habe, anders als etwa der Protestantismus. Unser Ziel ist nicht, diese Frage zu entscheiden - vielmehr möchten wir beleuchten, was die orthodoxe Kirche unter Korruption versteht, wie sie institutionell in der Korruptionsbekämpfung aufgestellt ist und in welchem Maße ihre Begrifflichkeiten mit jenen des säkularen Korruptionsdiskurses kompatibel sind. In einer Zeit, in der die "universelle", westlich angeleitete Antikorruption in wachsenden geopolitischen Rivalitäten zerrieben wird, halten wir es für wichtig, sich intensiver mit "autochthonen" Quellen moralischer Anleitung zu beschäftigen, wie es die orthodoxen Kirchen für das östliche Europa sind.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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