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Innerparteiliche Prozesse in Europäischen Mehrparteienregierungen

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 418728321
 
Während einige wenige Beiträge die zentrale Rolle innerparteilicher Prozesse für Koalitionsregierungen hervorheben, betrachtet die überwiegende Mehrheit der Forschung politische Parteien als einheitlich handelnde Akteure. Somit bleiben innerparteiliche Politik und ihre Wirkung auf den demokratischen Prozess weitgehend unerforscht. Das vorliegende Forschungsprojekt füllt diese Lücke, indem es sich den Ursachen und Folgen innerparteilicher Politik in einem vergleichenden Rahmen widmet. Es analysiert, wie unterschiedliche inhaltliche Positionen in Parteien entstehen und wie diese das Regieren in Koalitionen in Europa beeinflussen. Aufbauend auf den jüngsten methodischen Fortschritten in den computational social science nutzt das Projekt soziale Netzwerke, d.h. Twitter, um einen vergleichenden Datensatz der innerparteilichen Präferenzheterogenität zu generieren. Soziale Netzwerke sind weit verbreitet und umfassen in der Regel direkte öffentliche Stellungnahmen wichtiger politischer Akteure. Damit eignen sie sich hervorragend, um aussagekräftige vergleichende Daten über verschiedene inhaltliche Positionen in Parteien zu gewinnen. Basierend auf diesem vergleichenden Datensatz untersucht das Projekt drei relevante Themengebiete. Das erste Themengebiet beschäftigt sich mit den Auswirkungen der innerparteilichen Politik auf Mehrparteienregierungen. Beispielsweise wird untersucht, wie sich innerparteiliche Konflikte auf den Prozess der Regierungsbildung auswirken. Der zweite Fragenkomplex analysiert die strukturellen Ursachen der innerparteilichen Präferenzheterogenität. Hier wird untersucht, welche Organisationsstrukturen politische Parteien besonders wirksam vor Faktionalisierung schützen. Drittens ergänzt das Projekt die bestehende Forschung zur Validität verschiedener Messungen innerparteilicher Präferenzheterogenität. Der entstehende Datensatz auf Basis sozialer Netzwerke ermöglicht es, die Güte verschiedener Präferenzmessungen (z. B. auf Grundlage von Reden, namentlichen Abstimmungen und Umfragen) genauer abzuschätzen. Das Projekt leistet einen innovativen Beitrag zur Erforschung des Parteienwettbewerbs und der Koalitionspolitik in Europa. Es gehört zu den ersten Projekten, in dem bestehende Theorien über die Konsequenzen innerparteilicher Politik in einem länderübergreifenden Forschungsdesign getestet werden. Darüber hinaus verbessert es das Verständnis der politischen und ökonomischen Ursachen innerparteilicher Präferenzheterogenität, indem es ein hochauflösendes und dynamisches Bild innerparteilicher Positionen zeichnet. Dabei werden auch neue theoretische Erwartungen und empirische Einsichten über die Folgen innerparteilicher Prozesse auf die repräsentative Demokratie generiert. Schließlich liefert das Projekt neue vergleichende Daten zur Präferenzheterogenität politischer Parteien, die die Forschung zu innerparteilicher Politik, zum Parteienwettbewerb und zu Koalitionsregierungen weiter stimulieren werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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