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Episodische Gedächtnisspuren: Kausale, epistemische und Gehaltsaspekte des Bindeglieds zwischen Erfahrung und Erinnerung

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 397530566
 
Viele Theoretiker des Gedächtnisses haben Gedächtnisspuren postuliert, in denen Informationen über Ereignisse, die in der Vergangenheit erlebt worden sind, abgespeichert werden, so dass sie im Erinnern abgerufen werden können. In diesem Sinne postuliert die Kausale Theorie des episodischen Gedächtnisses Gedächtnisspuren nicht nur als kausales Bindeglied zwischen Erfahrung und Erinnerung, sondern auch als Bewahrer repräsentationalen Gehalts. Das Hauptziel des Projekts besteht einerseits darin, die präservationale Auffassung von Gedächtnisspuren, wie sie die Kausale Theorie annimmt, zu kritisieren und durch eine minimal generative Auffassung von Gedächtnisspuren zu ersetzen. Andererseits widerspricht das Projekt der Simulationstheorie, die die Notwendigkeit von Gedächtnisspuren leugnet und keinerlei kausales Bindeglied zwischen Erinnerung und Erfahrung für nötig erachtet.Obwohl die in diesem Projekt zu entwickelnde Position des Minimalen Generationismus die Kausale Theorie zurückweist, teilt sie doch einige ihrer theoretischen Desiderata: (i) Was erinnert wird sollte in einer geeigneten Gehaltsbeziehung zu dem Erlebten stehen. (ii) Eine Erinnerung bezieht sich stets auf ein Einzelereignis der Vergangenheit – nicht lediglich auf einen Ereignistyp – und besitzt daher Referenz. (iii) Da es sich bei episodischem Gedächtnis um eine genuine Quelle von Wissen handelt, sollte jede Theorie episodischen Gedächtnisses dieses als epistemisch verlässlich ausweisen. (iv) Jede Theorie des episodischen Gedächtnisses sollte das Problem des Wieder-Lernens vermeiden. Schließlich sollte eine allgemeine Anforderung an eine Theorie des episodischen Gedächtnisses, wie von Cheng & Werning (2016) gefordert und von anderen Wissenschaftlern aufgegriffen, darin bestehen, dass episodisches Gedächtnis eine natürliche Art darstellt. Die Theorie sollte erklären, weshalb Fälle von episodischen Erinnerungen eine Menge von Eigenschaften teilen und zwar aufgrund eines darunterliegenden uniformen kausalen Mechanismus.Das Projekt gliedert sich in sechs Arbeitspakete: In (WP1) entwickeln wir einen minimal generativen Begriff von Gedächtnisspuren im Sinne eines kausalen Bindeglieds ohne repräsentationalen Gehalt und zeigen in (WP2), wie minimale Gedächtnisspuren eine geeignete Gehaltsbeziehung zwischen Erinnerung und Erfahrung herstellen und die Referenz von Erinnerungen gewährleisten. In (WP3) demonstrieren wir, wie diese episodisches Gedächtnis als epistemisch verlässlich ausweisen und in (WP4) wie das Problem des Wieder-Lernens vermieden wird. In (WP5) revidieren wir eine frühere Analyse episodischen Gedächtnisses – die Sequenz-Analyse – im Lichte des minimalen Generationismus und argumentieren, dass es bei jenem um eine natürliche Art handelt. In (WP6) arbeiten wir schließlich die Stärken des minimalen Generationismus gegenüber der Kausalen Theorie und der Simulationstheorie heraus.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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