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Die bidirektionale Selbst-Gedächtnis-Dynamik: ein konzeptioneller Rahmen

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 397530566
 
Das zentrale Ziel ist es, eine adäquate Beschreibung der Selbst-Gedächtnis-Dynamik zu liefern. Dabei bauen wir auf erzielte Resultate auf und gliedern die neuen Unterziele in drei Teile: Erstens möchten wir eine integrative Theorie zur funktionalen Rolle des episodischen Gedächtnisses entwickeln, zumal diese einen wichtigen Rahmen für die Selbst-Gedächtnis-Dynamik bildet. Wir möchten zeigen, dass die Beziehung zwischen den drei üblicherweise angenommenen Funktionen des episodischen Gedächtnisses (eine Selbst-, soziale und direktive Funktion) gut verständlich wird, wenn wir als übergeordnete Funktion eine flexible situationsleitende funktionale Rolle annehmen. Dabei benutzen wir zum einen die Perspektive der situierten Kognition und untersuchen Gedächtnisphänomene mit der Annahme einer Wahrnehmung-Gedächtnis-Handlung Kopplung. Zum anderen stützen wir uns auf die von uns entwickelte Personenmodelltheorie, die Selbstmodelle, Personenmodelle von anderen und Situationsmodelle unterscheidet; dies wird genutzt, um die flexiblen Änderungen der funktionalen Rolle des episodischen Gedächtnisses in wechselnden Situationen zu erklären.Zweitens möchten wir die Theorie des Selbstmodells so entfalten, dass wir zentrale Aspekte in das komputationale Modell der Forschergruppe (P5 und P2) einbauen können. Dazu erweitern wir die Konzeption des Selbst hinsichtlich des Inhalts (durch Unterscheidung eines situationalen, eines idealen und eines Sollens- Selbstmodells) sowie hinsichtlich der Zeitdauer (durch Unterscheidung eines langfristigen, dispositionalen und (temporal-)situationalen Selbstmodells). Mit einer Begrenzung auf die Zeitdauer haben wir eine klare Arbeitshypothese für die Modellierung der Rolle des Selbstmodells im komputationalen Modell des episodischen Gedächtnisses. Zudem möchten wir den theoretischen Rahmen für die Messung neuronaler Korrelate des episodischen Gedächtnisses verbessern und entwickeln dazu eine Theorie repräsentationaler Formate, mit der unterschiedliche Ebenen neuronaler Korrelate von Inhalten unterschieden werden (eine viszeral-sensomotorische, perzeptuelle, begrifflich-semantische und narrative Ebene). Dieser Rahmen soll (zukünftig) auch für das Selbstmodell angewendet werden können. Drittens untersuchen wir die Rolle von sozialen Aspekten des Selbstmodells mit einem Fokus auf die Beziehung zwischen Erwartungen bei sozialen Interaktionen und dem Selbstmodell (mit P1, P8 und P9). Dazu verbinden wir das Paradigma der ‚Shared Reality‘ mit der oben genannten Personenmodelltheorie sowie mit unserer Theorie des Einflusses von narrativem Selbst auf den Gedächtnisabruf aus der ersten Phase. Damit möchten wir die Selektionsprozesse beschreiben, die bei der Konstruktion einer ‚Shared Reality‘ angenommen werden müssen. Insbesondere nehmen wir eine geteilte Relevanz von zentralen Aspekten einer Situation in den Blick, die wir mit Hilfe des Einflusses von sozialen Rollen, die in geteilten Geschichten präsentiert werden, beschreiben.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Mitverantwortlich Professor Dr. Nikolai Axmacher
 
 

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