Detailseite
Projekt Druckansicht

Kriegsschadensaufnahme des Zweiten Weltkriegs als Heritage-Making Moment

Antragstellerin Dr.-Ing. Carmen Maria Enss
Fachliche Zuordnung Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 419291237
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Zwischen dem Luftkrieg und dem Wiederaufbau der Wirtschaftswunderzeit liegt die Umbruchszeit der Trümmerjahre, deren Erinnerung trotz jüngerer Forschungen weiterhin von zahlreichen Mythen geprägt ist. Schon vor Jahrzehnten wurde belegt, dass es bei der Wiederaufbauplanung keine „Stunde Null“ gab, jedoch waren die Anfänge der Planung und vor allem die Schadensaufnahmen, auf welchen diese Planungen beruhten, bisher weitgehend unerforscht. Ob und wie genau die zunehmenden Beschädigungen die Wiederaufbauplanungen lenkten und wie genau bestimmt wurde, ob ein Haus als „zerstört“ oder noch als „wiederaufbaufähig“ galt, konnte bisher nur für einzelne Gebäude beantwortet werden, nicht jedoch für größere, zusammenhängende Stadtbereiche. Das Forschungsprojekt „Kriegsschadensaufnahme des Zweiten Weltkriegs in deutschen Städten als Heritage-Making Moment“ untersuchte den Prozess der Kriegsschadensaufnahme aus Perspektive der Denkmalwissenschaften. Im Zuge der Kriegsschadensaufnahme wurde die Wiederaufbaufähigkeit und die Wiederaufbauwürdigkeit von Gebäuden eingeschätzt. Bei der vergleichenden Recherche in sechs Stadtarchiven konnte ein unerwartet reicher Bestand an thematischen Karten zu Kriegsschäden und Wiederaufbauplanung erschlossen werden, den öffentliche Verwaltungen während des Krieges und in Vorbereitung der Wiederaufbaumaßnahmen erstellten. Dabei wurde eine große Vielfalt und Bandbreite an Kartierungsstrategien und Funktionen der Karten sichtbar. Die thematischen Stadtkarten geben Auskunft darüber, welche Informationen zu Zerstörungen und zum Zustand der beschädigten Stadt den Akteur:innen zur damaligen Zeit relevant erschienen, um den Katastrophenschutz zu organisieren und den Wiederaufbau in einer Stadt vorzubereiten. Diese Karten liefern nicht nur statistische Daten, etwa in der Prozentangabe von Zerstörungsgraden, sondern verorten diese Informationen auch in unterschiedlichem Detaillierungsgrad im Stadtgrundriss. Kriegsschadenskarten und andere thematische Karten, die im Zusammenhang mit Zerstörung und Wiederaufbauplanung entstanden, lassen vielfältige Rückschlüsse auf die rasch wechselnde Situation in Städten während der Kriegs- und Nachkriegszeit zu. Im Atlas Kriegsschadenskarten Deutschland, erschienen im Open-Access-Format 2023 bei Birkhäuser, wurden die Karten editiert. Aufsätze von Carmen M. Enss, Birgit Knauer und Georg-Felix Sedlmeyer untersuchen die Dokumente im Hinblick auf ihre Funktionen bei Tradierungsvorgängen in der Wiederaufbauplanung. Die vielfältigen Entscheidungen und Überlegungen zur Erhaltung oder Preisgabe von baulichem Erbe bei der Kriegsschadensaufnahme wurden mit dem Ausdruck Heritage Making zusammengefasst.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung