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Partizipation in Organisationskulturen der Heimerziehung
Antragstellerin
Professorin Dr. Claudia Equit
Fachliche Zuordnung
Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Förderung
Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 419403819
Gegenstand des geplanten Projekts ist die Rekonstruktion von Partizipations- und Beschwerdeprozessen sowie Schutzfunktionen der Beteiligungs- und Beschwerdeverfahren in Organisationskulturen der Heimerziehung. Die Relevanz von Partizipation für stationäre Erziehungshilfen ist im Fachdiskurs Konsens. Über die Implementierung formaler Beteiligungs- und Beschwerdeverfahren sollen Beteiligungsrechte der Heranwachsenden gesichert, Bildungsprozesse gefördert und Schutz vor institutioneller Gewalt gewährt werden. Die vielfältigen Anforderungen und Zuschreibungen stehen im Kontrast zu den wenigen Forschungsergebnissen hinsichtlich der Wirkungen und Funktionen formaler Beteiligungs- und Beschwerdeverfahren und bisherigen Studien zu Partizipationsprozessen, welche die Barrieren und Hemmnisse in der alltagspraktischen Umsetzung betonen. Ziel des geplanten Projekts ist die Bildung einer soziogenetischen resp. organisationsspezifischen Typologie zu Partizipations-, Beschwerde- und Schutzprozessen, mithilfe der Rekonstruktion von Organisationskulturen in den Einrichtungen. Aufbauend auf den Erkenntnissen des Pilotprojekts zum Antrag, dessen Daten ebenfalls in das geplante Projekt einfließen werden, wird die These untersucht, ob und inwieweit die in den Erziehungs- und Bildungspraxen verankerten generationalen und hegemonialen Ordnungen Parti-zipations-, Beschwerde- und Schutzprozesse erschweren, obwohl auf programmatischer Ebene Partizipation als professionelle Leitmaxime anerkannt ist. Es werden in den alten und neuen Bundesländern 22 Einrichtungen mithilfe von Gruppendiskussionen und Expert*inneninterviews beforscht und unter Verwendung der Dokumentarischen Methode ausgewertet. Heimeinrichtungen mit einer langen Tradition werden ebenso analysiert wie junge, im Selbstverständnis der Organisation innovative Projekte und integrierte flexible Erziehungshilfen. Über das kriteriengeleitete Sampling und gestufte Auswertungsverfahren soll die hohe Varianz im Feld der Heimerziehung systematisch für den Untersuchungsgegenstand erfasst und eine theoretische Sättigung der Forschungsergebnisse mit einem kalkulierbaren Arbeitsaufwand erreicht werden. Die geplante Studie bietet grundlagentheoretische Einsichten zur theoretischen Konzeption und zum empirischen Verlauf von Beschwerdeprozessen sowie dem Zusammenspiel von Partizipations- und Beschwerdeprozessen in Einrichtungen. Implizite und explizite generationale und hegemoniale Ordnungen sind in der Heimerziehung bisher nicht untersucht worden. Zusammen mit den Erkenntnissen zur Beteiligung von Jugendlichen mit Flucht resp. Migrationshintergrund sind die Ergebnisse des Projekts anschlussfähig an internationale Forschungen und Diskurse. Zudem bietet die geplante Studie Erkenntnisse zu Funktionen und Wirkungen formaler Beteiligungs- und Beschwerdeverfahren, die bereits implementiert, aber nur in Ansätzen erforscht sind.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen