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Die Schreibung des Sumerischen im dritten Jahrtausend v. Chr.: Eine rechnergestützte Analyse des Gebrauchs der phonographischen Keilschriftzeichen und seiner diachronen und regionalen Unterschiede

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 419758451
 
Während die zahlreichen möglichen Bedeutungen, die einem Keilschriftzeichen bei der Schreibung des Sumerischen grundsätzlich zukommen können, meist gut erforscht sind, gibt es bis heute kaumzuverlässige Daten dazu, welche dieser Einsatzmöglichkeiten in einer bestimmten Periode, an einem bestimmten Ort und in einem bestimmen Kontext tatsächlich in Gebrauch waren. Dies hat vor allem praktische Gründe: Während eine Handvoll Beispiele genügt, um eine bislang unbekannte Bedeutung eines Zeichens zu erweisen, müssen große Teile eines Korpus systematisch ausgewertet werden, um mit einiger Sicherheit festzustellen, dass dem Zeichen darin eine bestimmte Funktion nicht zukommt. Mit der Schaffung von großangelegten Korpusprojekten wie dem CDLI und BDTNS, durch die ein Großteil des sumerischen Textmaterials in digitaler Form verfügbar geworden ist, ist es nun jedoch möglich diese Arbeit mithilfe moderne computerlinguistischer Methoden zumindest teilweise zu automatisieren. So sind um-fassende Untersuchung zum Gebrauch der Keilschriftzeichen nun zum ersten Mal mit verhältnismäßig geringem Aufwand möglich. Das vorliegende Projekt strebt eine möglichst vollständige Analyse des Gebrauchs der phonographischen Zeichen in den sumerischen Texten des 3. Jahrtausends v. Chr. an. Zu diesem Zweck sollen zunächst mithilfe eines Lernalgorithmus sämtliche Belege für phonographische Zeichen in einem umfangreichen Korpus erfasst und klassifiziert werden. Dabei werden fünf Klassen von phonographischen Zeichen unterschieden: Phonogramme in der Affixkette, Phonogramme in Wortwurzeln, Phonogramme zur Wiedergabe von semitischen Ausdrücken, Phonogramme in ad-hoc-Schreibungen und phonetische Komplemente. Zudem sollen gezielt Schreibvarianten von phonographisch geschriebenen Stämmen und Eigennamen identifiziert werden. Anhand dieser Daten werden anschließend Syllabare bzw. Zeicheninventare für sämtliche wichtigen Fundorte,Perioden und Zeichenklassen erstellt. Neben ihrem unmittelbaren Nutzen, etwa als Hilfsmittel beim Lesen von Texten, sind die so gewonnenen Daten vor allem als Grundlage für zahlreicheweitergehende Fragestellungen von großer Bedeutung. In einem zweiten Arbeitsschritt wird daher untersucht, welche Informationen sie zu lokalen Keilschrifttraditionen und deren Entwicklung, dem Verhältnis der sumerischen Keilschrift zu den frühen semitischen Schriftsystemen, der Phonologie des Sumerischen und der Entwicklung der phonographischen Schrift in Mesopotamien liefern können. Ein ausdrückliches Ziel des Projekts ist darüber hinaus auch, erste Erfahrungswerte für die Anwendung von computergestützten Analysemethoden in der Sumerologie sammeln und ein umfangreiches annotiertes Textkorpus zu schaffen, das als Grundlage für weitere Untersuchungen dienen kann.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Kooperationspartner Professor Dr. Hinrich Schütze
 
 

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