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Kulturdatenanalyse von Produktionskulturen in der klassischen Musik

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. Karin Martensen; Professor Dr. Stefan Weinzierl
Fachliche Zuordnung Musikwissenschaften
Förderung Förderung seit 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 419911712
 
Wie das Projekt „Das Tonstudio als diskursiver Raum“, das durch den vorliegenden Antrag fortgesetzt werden soll, zeigen konnte, ist die klassische Tonaufnahme kein abgeriegeltes Terrain, das nur um sich selbst kreist und nur dem Werk oder dem Künstler verpflichtet ist. Vielmehr hat sie Teil an ästhetischen und gesellschaftlichen Veränderungen. Dies geschieht auch durch die an der Tonaufnahme beteiligten Menschen, die musikkulturelles Kapital mitbringen und/oder erwerben, am gesellschaftlichen Diskurs teilhaben und all dies in ihre Philosophie der Tonaufnahme einfließen lassen. Wesentlich für ein besseres theoretisches Verständnis der diskursiven Struktur und der ästhetischen Konzepte in der klassischen Musikproduktion ist aber nicht nur die Analyse der Kommunikation zwischen den beteiligten Personen einer Tonaufnahme, sondern auch ein besseres Verständnis der konkreten Handlungsweisen im Verlauf des Produktionsprozesses selbst.Das Vorhaben „Kulturdatenanalyse von Produktionskulturen in der klassischen Musik“ zielt daher darauf ab, Grundlagen für eine Medienproduktionsforschung im Bereich der klassischen Musik zu schaffen. Einerseits soll dies durch Hospitationen in Tonstudios in Nordamerika und in Großbritannien erreicht werden: Ein Vergleich der dort erzielten Daten mit den Ergebnissen der genannten Vorstudie zielt auf ein vertieftes Verständnis von Produktionskulturen, ihren Abläufen und den Habitus von Musikern und Ingenieuren in internationaler Gegenüberstellung. Es wird zu zeigen sein, dass die Bedeutung, die dem Beruf ,Ingenieur‘ zugeschrieben wird, auch sozial konstruiert ist. Diese Sichtweise geht mit der historischen Anthropologie sowie der praxeografischen Technikanthropologie davon aus, „dass Menschen, Diskurse oder Dinge kein eigenes statisches Wesen haben, sondern erst in sozialer Praxis zu dem werden, was sie sind“ (Heßler/Liggieri). Dies muss auch in der Musikwissenschaft sichtbar gemacht werden. Unsichtbar bleiben bislang auch, andererseits, die konkreten Handlungsweisen der beteiligten Tonmeister im Verlauf des Produktionsprozesses, da sich eine Beschreibung der Produktionsschritte kaum sprachlich darstellen lässt. Das hier skizzierte Vorhaben zielt daher außerdem darauf ab, Visualisierungen im Sinne einer Abstraktion des gesamten Montage-Prozesses zu entwickeln. Es ist zu erwarten, dass sich das Werk, also die Tonaufnahme, als deutlich vielschichtiger erweisen wird als bisher angenommen: die Aufnahme ist in Produktionskulturen eingewoben, die man mit innovativen Methoden sichtbar machen muss, damit sie überhaupt zur Kenntnis genommen werden können. Übergeordnetes Ziel des Projektes ist somit eine Verknüpfung von Technik-, Wissens- und Mediengeschichte, mit der Absicht, Strategien der akustischen Wissensproduktion offenzulegen und somit einen Beitrag zu einer zeitgemäßen Form musikalischer Interpretationsforschung zu leisten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Dr. Steffen Lepa
 
 

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