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Preserving the Human Being. The Struggle for Secular Eternity in Europe’s Entangled Modernities

Subject Area Modern and Contemporary History
Term from 2019 to 2022
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 420417273
 
Final Report Year 2022

Final Report Abstract

Diese Studie hat säkularistische Positionen zu Tod und Nachleben in ausgewählten, vorrangig westlichen Modernen diskutiert. Zum Kern solcher weltanschaulichen Positionen bestimmte sie die Idee eines menschengemachten, innerweltlichen und materiell bzw. – in der Zweiten Moderne – informationell gedachten Überdauerns des Menschen. Jenes In-der-Welt-Bleiben und Nicht-Vergehen begegnete in den ausgewerteten Quellen als ein vielfältiges säkularistisches Projekt. Die Untersuchung hat ein weites transnationales Panorama aufgemacht: Sie blickte zunächst auf die Umbrüche in Frankreich im Zeitalter von Aufklärung und Revolution, die auch die Sepulkralkultur und bestehende christlich fundierte Konzepte von Tod und Nachleben nicht unberührt ließen. In den Jahren um 1800 wurden säkularistische Ideen und Impulse gebündelt manifest und begünstigten das Entstehen von Praktiken und Diskursen, die auf die konfessionelle Landschaft der Zeit, auf Mentalitäten und Zukunftsvorstellungen einwirkten. Sie fanden in den folgenden Jahrzehnten auch außerhalb Frankreichs Rezeption und Fortentwicklung. Dies, wie sich zeigte, besonders während des Risorgimento mit seinen Kulturkämpfen. Im Zuge der italienischen Nationalstaatsbildung buchstabierte sich ein im 18. Jahrhundert grob abgesteckter, in dieser Studie so benannter ,säkularistischer Code‘ weiter aus. Die in der Arbeit eingeführten ,Säkularisteme‘ – verstanden als variable Bausteine jenes zu Analysezwecken und zur Nachverfolgung der longue durée säkularistischer Positionen herangezogenen ,säkularistischen Codes‘ – generierten ihre Dynamik aus vielfältigen und vor allem gegenderten Polaritäten. In Form säkularistischer Glaubenssätze und Gewissheiten wirken diese für das ausgehende 18. und das lange 19. Jahrhundert herausgearbeiteten Säkularisteme bis heute fort, wie die Studie anhand verschiedener Beispiele auseinandersetzte: im Digitalen und in Erinnerungsdiamanten, in neuen ,grünen‘ Bestattungsweisen wie der Promession oder Terramation, im Transhumanismus und in der Kryonik. Mit den beiden in dieser Arbeit eingeführten Analysekategorien – säkularistischer Code und Säkularisteme – lassen sich säkularistische Phänomene als solche klarer bestimmen. Auch Vergleiche verschiedener säkularistischer Haltungen und Praktiken werden mit ihnen leichter möglich. Im Anschluss an Todd H. Weirs Modell der vier Konfessionen (katholisch/protestantisch/jüdisch/säkularistisch) (2014) können diese beiden Instrumente künftiger Forschung zudem helfen, die konfessionellen Qualitäten der Säkularismen weiter zu substanziieren und zu differenzieren.

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