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Mehr als Ruhm und Ehre. Leistungen und Ehrungen griechischer Poleis für siegreiche Athleten

Fachliche Zuordnung Alte Geschichte
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 421148524
 
Antike Athleten, die bei einem der großen Agone siegten, erhielten nicht nur am Wettkampfort Preise von den Ausrichtern, sondern wurden auch in ihrer Heimatpolis reich belohnt: Es gab ein breites Spektrum von symbolischen Ehrungen und materiellen Leistungen, am häufigsten werden in den Quellen Ehrensitze (Prohedrie) und Speisungen im Prytaneion (Sitesis), monatliche Pensionen und Befreiung von Abgaben (Atelie) genannt. Eine solche Auszeichnung siegreicher Athleten durch ihre Poleis lässt sich bereits in der griechischen Archaik fassen, sie wurde in Klassik und Hellenismus gesetzlich fixiert und existierte bis in die Zeit der Tetrarchie. Dieses Phänomen wird im Projekt erstmals Gegenstand einer umfassenden Untersuchung, es wird in seiner gesamten zeitlichen Erstreckung (ca. 500 v. Chr. – 300 n. Chr.) in den Blick genommen. Das Potenzial des Untersuchungsgegenstands liegt auf der Hand: Er liegt in der Schnittmenge von Polis und Agonistik und damit zweier Strukturen, die für die antike griechische Kultur konstitutiv waren und die – ungeachtet aller Transformationen – über Jahrhunderte stabil blieben. Die öffentliche Kommunikation darüber, wie die Verdienste einzelner zu honorieren seien, kann hier über einen langen Zeitraum verfolgt und in ihrem historischen Wandel analysiert werden. Denn was eine Polis ihren agonistischen Siegern gewährte, war auch für externe Akteure relevant: für die Ausrichter der Agone, da der Rang eines Agons auch dadurch definiert wurde, was die Sieger von ihrer Polis erhielten; für die hellenistischen Könige, die auf dem Feld der Agonistik ihre Legitimität untermauern wollten; für die reichsrömische Administration, die per Gesetzgebung in die Vergabe von Ehrungen und Leistungen eingriff; für die Athletenverbände, die um materielle Vergünstigungen für ihre Mitglieder kämpften. Das Projekt versteht sich deshalb nicht nur als Beitrag zur Geschichte des Sports, sondern auch und gerade zur Geschichte der griechischen Polis in ihren vielfältigen Verflechtungen.In einem ersten Schritt werden die verstreuten Quellen gesammelt, wobei neben der literarischen Überlieferung und Inschriften vor allem auf Papyri zu achten ist. Anschließend erfolgt eine Systematisierung der überlieferten Ehrungen und Leistungen für Athleten, um allgemeine Entwicklungen sowie spezifische Strukturen in bestimmten Poleis oder Regionen sichtbar zu machen. Auf dieser Grundlage wird das Phänomen analysiert, und zwar sowohl in seiner Gesamtheit als auch in seinen zahlreichen Detailproblemen. Die zentrale Frage lautet: In welchen historischen Konstellationen waren welche Poleis bereit, welche Ehrungen und Leistungen an welche siegreichen Athleten zu vergeben, und welche Diskurse prägten diesen Transfer von ökonomischen und symbolischen Ressourcen? Die Vielzahl der Variablen macht die Komplexität, zugleich aber das Potenzial des Projekts aus.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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