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Jameson 2.0. Cognitive mapping in der zeitgenössischen Kunst
Antragstellerin
Professorin Dr. Susanne Leeb
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 421346851
Digitalen Bildern liegt eine doppelte Darstellungskrise zu Grunde: Zum einen ist der Existenzmodus digitaler Daten primär kein visueller; bildliche Repräsentationen sind nicht ihre notwendige Erscheinungsform. Zum anderen scheint es in einer datengetriebenen Welt dem/r menschlichen Beobachter/in unmöglich, einen Einblick oder Überblick in die Weise der Datengenerierung und Informationsprozessierung zu erhalten, die die heutige Welt bestimmen. Trotz oder gerade wegen einer wachsenden Anzahl visueller Medien und der durch sie generierten Daten ist das Subjekt immer weniger in der Lage, die algorithmische Totalität, die es umgibt, zu erfassen. Versprachen statistische Diagramme seit dem 18. Jahrhundert, Informationen »auf einen Blick« sichtbar zu machen, gilt dies für heutige digitale Umgebungen nicht mehr. Anstatt aber der Krise der Darstellbarkeit mit immer größeren Rechenkapazitäten zu begegnen, rekurriert das Projekt auf exemplarische Verfahrensweisen aus Kunst und visueller Kultur, die via Datenstrukturierung, Informationsgenerierung und Interpretation alternative Formen der Darstellung und Erfahrung entwickeln. Dazu zählen Mark Lombardi als (analoger) historischer Vorläufer, Trevor Paglen, Eyal Weizmann und Forensic Architecture, Tactical Tech Collective, Lawrence Abu Hamdan, Walid Raad oder Ingrid Burrington. Konzeptualisiert werden sollen diese Arbeiten und Praktiken unter dem Begriff des cognitive mapping. Dieses Konzept – von Jameson in seinem einflussreichen Buch Postmodernism or the Cultural Logic of Late Capitalism (1991) publiziert – fußt auf der Diagnose eines Orientierungsverlustes in globalisierten Kulturen, eines Risses zwischen individueller Erfahrung und der sie bestimmenden globalen (ökonomischen) Strukturen, die unsichtbar und undarstellbar geworden seien. Jameson schlug vor, eine Erfahrungsdimension und Handlungsperspektive wiederzugewinnen, die für ihn in der Theorie und Praxis des cognitive mapping bestand. Könnte man Jameson noch in einer historischen Linie mit der Diagnose eines Erfahrungsverlustes in Zeiten zunehmender Abstraktion als kritischen Topos der Moderne sehen, stellt die aktuelle, digitale „technologische Bedingung“ (Hörl 2011) mit ihrer Arbitrarität zwischen Daten und Information und einer konstitutiven „Unentscheidbarkeit digitaler Bilder» (Rubinstein, Sluis 2013) eine andere Ausgangslage dar, auf die die künstlerischen Arbeiten reagieren. Das Projekt möchte untersuchen, wie Künstler_innen in unterschiedliche Erscheinungsweisen von Daten als Information intervenieren. Es möchte damit eine Handlungsdimension im Umgang mit digitalen Bildern aufzeigen und basierend auf diesen Recherchen, eine aktualisierte Kunsttheorie des cognitive mapping unter der Bedingung der Digitalität entwickeln.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme
Teilprojekt zu
SPP 2172:
Das digitale Bild