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Offene oder geschlossene internationale Organisationen: Bedingungen für Politikwandel durch Kontestation
Antragstellerin
Professorin Dr. Lisbeth Zimmermann
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 421440357
Unter welchen Bedingungen ändern internationaler Organisationen (IOs) ihre Politik, wenn sie von Politikbetroffenen kritisiert werden? Wann lassen IOs Kontestation abprallen, wann lässt sich Politikwandel beobachten?Eine weitverbreitete These ist, dass internationale Organisationen bürokratische Kolosse seien, in denen Außeneinflüsse durch eine hierarchische Kultur und rigide Organisationsstrukturen gefiltert würden. Zivilgesellschaftlicher Protest gegen von IOs vertretene Normen werde zwar oft rhetorisch und prozedural aufgenommen, führe aber selten zu tiefgreifendem Politikwandel in internationalen Organisationen – IOs sind also "geschlossene Organisationen". Inwiefern ist dies jedoch überhaupt noch zutreffend? Aktuelle Forschung beschreibt IOs als "offene Organisationen": Durch Reformen im Bereich des New Public Managements würden Organisationskulturen und -strukturen zunehmend durchlässiger und ihre formalen "Grenzen" spielten immer weniger eine Rolle. Stattdessen kämpften bereichsspezifisch transnationale professionelle Netzwerke in internationalen Organisationen um Kontrolle. Ihr jeweiliger Einfluss präge das Verhalten internationaler Organisationen. Zivilgesellschaftlicher Protest, das wäre die abgeleitete These, scheitert nicht an der bürokratischen Kultur, sondern muss Unterstützung bei durchaus innovationsfreudigen professionellen Netzwerken generieren, um IOs zu beeinflussen.Das Projekt verbindet diese oft kontrastiert dargestellten Spielarten konstruktivistischer IO-Forschung zu einem empirischen untersuchbaren Forschungsdesign: eine offene Organisationskultur und -struktur der IOs sollte Politikwandel als Reaktion auf Kritik durch Politikbetroffene begünstigen, eine geschlossene Organisationskultur und -struktur sollte Politikwandel erschweren. Als alternative Bedingungen untersucht das Projekt staatliche Machteinflüsse sowie die Strategien der Kontestierenden.Das Projekt vergleicht die Reaktionen von ILO, UNICEF, UNODC und WHO in verschiedenen Politikbereichen auf die Kritik ihrer Politik durch Betroffenengruppen: Drogenbekämpfung, Kinderarbeit, Menschenschmuggel und weibliche Genitalverstümmelung. Das Projekt verbindet dafür einen hypothesentestenden Fallvergleich mit process tracing und verwendet Experteninterviews, Inhaltsanalyse und Netzwerkanalyse.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen