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Joel Bri’l Löwe: Die Breslauer Schulschriften im Kontext (1791-1801)
Antragstellerinnen
Dr. Uta Hella Lohmann; Dr. Kathrin Wittler
Fachliche Zuordnung
Religionswissenschaft und Judaistik
Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft
Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft
Förderung
Förderung seit 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 421572806
Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht das Wirken des jüdischen Aufklärers Joel Löwe (hebr. Joel Bri’l, 1762–1802) in dessen letztem Lebensjahrzehnt in Breslau. Löwe wurde 1790 zum Oberlehrer und Direktoriumsmitglied der neu gegründeten jüdischen Wilhelmschule in Breslau berufen und nahm in den folgenden Jahren maßgeblichen Einfluss auf den aufklärerischen Diskurs vor Ort. Sein Wirken soll durch die historisch-kritische Edition der zwischen 1791 und 1800 publizierten Schulprogrammschriften und weiterer Texte Löwes aus seiner Breslauer Zeit rekonstruiert werden. Mit der Edition dieser Schriften wird ein wichtiger Teil des Werks einer zentralen Figur der jüdischen Aufklärung (Haskala) erstmals erschlossen. Darüber gibt das Projekt neue Einsichten in den ideen-, sprach-, kultur-, wissens- und sozialgeschichtlichen Kontext des ersten Dezenniums der Schule, die von großer Bedeutung für die deutsch-jüdische Bildungsgeschichte ist. Mit den Schulprogrammschriften, die im Rahmen des Projekts ediert werden sollen, wurde zu den jährlich stattfindenden öffentlichen Prüfungen der Wilhelmsschule eingeladen. Sie enthalten nicht nur den Schulbetrieb betreffende Berichte, sondern auch wissenschaftliche Abhandlungen zu diversen Themen aus der Feder Löwes, mit denen er als Oberlehrer seine vielfältigen und weit gestreuten Forschungsinteressen als Pädagoge, Linguist, Bibelexeget und Historiker erwies. Mittels der Veröffentlichungsform als Schulschrift integrierte er seine Überlegungen zur deutschen Grammatik, zur Übersetzung und Exegese der hebräischen Bibel sowie zu bildungspolitischen Themen nicht nur in den Unterricht, sondern vermittelte sie auch an die örtliche und überregionale Öffentlichkeit. Der Quellenwert von Löwes Schulprogrammschriften für die Haskala in Preußen und für die Werkbiographie Löwes ist sehr hoch. Sie sind heute nur in bibliographisch unzureichend erfassten Einzeldrucken in wenigen Bibliotheken weltweit erhalten. Mit der Edition werden sie – basierend auf einem vollständig erhaltenen Sammelexemplar der Universitätsbibliothek Wrocław – als Buchpublikation zugänglich gemacht und durch ein Personen- und Sachregister sowie durch wissenschaftliche Kommentare erschlossen. Ein vollständiges Werkverzeichnis Löwes wird die Edition ergänzen. Historische Überblicksbeiträge zu Löwes Wissensgebieten (Grammatik und Linguistik, Bibelübersetzung und Bibelexegese, Bildungspolitik, Pädagogik und mehr) werden eine vielschichtige interdisziplinäre Kontextualisierung der Schriften gewährleisten.Die Schulprogrammschriften werden außerdem als hochauflösende und durchsuchbare Scans in Open Access über das Online-Portal Fachinformationsdienst Jüdische Studien (www.jewishstudies.de) zugänglich gemacht: Die Digitalen Sammlungen Judaica bieten einen Online-Zugang zu den Quellen, in der Datenbank Library of the Haskala (www.haskala-library.net) werden detaillierte bibliographische Angaben erfasst.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen