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Alltag in der antiken Stadt Elephantine, Südägypten – Mikroanalytische Forschungen an Archäosedimenten

Antragstellerin Dr. Dagmar Fritzsch
Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Physische Geographie
Förderung Förderung von 2019 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 421874393
 
Die antike pharaonische Siedlung Elephantine entwickelte sich auf der gleichnamigen Nilinsel im Süden Ägyptens. Die besondere strategische Lage im Nil ermöglichte einen optimalen Blick auf alle Vorgänge und Elephantine etablierte sich im vierten vorchristlichen Jahrtausend zu einem Zentrum mit Handels- und Verwaltungsfunktion. Zudem ist sie eine der wenigen untersuchten gewachsenen Siedlungen Altägyptens, die ohne einen vom Staat vorgegebenen Gesamtbauplan entstand. Sie zeigt kaum urbane Strukturen wie klar definierte Siedlungsdistrikte oder ein systematisch geplantes Straßennetz. Es wird davon ausgegangen, dass Entwicklung und Gestaltung unter lokaler administrativer Kontrolle stand und sich primär an den Interessen und Notwendigkeiten der Einwohner orientierten. Heute sind vor allem die prominenten Tempel in der Stadt archäologisch detailliert erforscht, aber ein prägender Teil der Kulturgeschichte – das Alltagsleben – lag bisher weniger im Fokus. Diese Forschungslücke soll nun mit einem für Ägypten neuartigen Ansatz geschlossen werden. Verknüpft man die klassischen Grabungs- und Fundbearbeitungsmethoden mit Disziplinen der Archäometrie, bieten die gut erhaltenen Kulturschichten ein hervorragendes Archiv auf Mikroebene. Der kombinierte Einsatz der Mikromorphologie (Analyse von Archäosedimentdünnschliffen) und der Analyse von Phytolithen (biogenes Siliziumdioxid) ermöglicht Einblicke in umfangreiche Informationen, die das Alltagsleben der antiken Bevölkerung und ihrer Tiere betreffen. Am Beispiel eines Wohnviertels und eines wichtigen Zugangsweges soll das Wissen um die verschiedenen Aktivitäten in unterschiedlichen Bereichen (Handwerk, Ernteverarbeitung, Essenszubereitung, Reinigung etc.) und die lokale sowie überregionale Interaktion von Menschen vergangener Kulturen erfasst werden. Dies ist möglich, da verschiedenen Tätigkeiten in den Sedimenten assoziierte mikromorphologische Merkmale hinterlassen. Mit den Phytolithuntersuchungen sind Pflanzen nicht nur identifizierbar, sondern morphologische und farbliche Veränderungen lassen auf Temperatureinflüsse schließen, die Hinweise auf unterschiedliche Brennvorgänge geben können. Ergänzt werden diese Untersuchung zudem mit Rasterelektronenmikroskopie (REM) und Raman-Spektroskopie. Übergeordnetes Ziel ist es, detaillierte synchrone und diachrone Informationen des Alltags aus dem privaten und öffentlichen Raum zu erhalten, sowie über die Genese der Straßensedimente die Nutzung der Straßen und Gassen zu rekonstruieren. Um die Entwicklung des Fundplatzes aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten zu können, ist das Projekt eng in die archäologischen Forschungen der aktuellen interdisziplinären Grabung „Lebenswirklichkeiten“ auf Elephantine eingebunden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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