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Die subjektive Lebensgeschichte als Ressource für das Wohlbefinden

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 421926219
 
Das Projekt untersucht den Beitrag der Kohärenz subjektiver Lebensgeschichte und des in ihr enthaltenen autobiographischen Urteilens zum Wohlbefinden, und zwar in Abhängigkeit von aktueller biographischen Stabilität bzw. Veränderung. Die Studie ist longitudinal über die Lebensspanne angelegt.Erstmals wird die Kohärenz von Lebenserzählungen zu verschiedenen Formen des Wohlbefindens in Beziehung gesetzt, zusätzlich zum Ausmaß und der Form autobiographischen Urteilens. Die Beziehung zwischen Lebensgeschichte und Wohlbefinden wird auf einer Zeitachse untersucht, die sich durch Zeiten der Stabilität und Veränderung auszeichnet. Die Studie prüft die These, dass autobiographisches Erzählen die persönliche Identität über biographischer Veränderung und Brüche hinweg zu sichern vermag (McAdams, Ricoeur). Spezifisch soll belegt werden, dass nach biographischer Veränderung akkommodatives autobiographisches Urteilen in Lebenserzählungen hilft, die Brüche zu überbrücken und so die Beeinträchtigung erlebter persönlicher Selbstkontinuität abzupuffern. Außerdem soll sie zeigen, dass alternative Umgangsweisen mit biographischen Veränderungen früheres und heutiges Selbstbild verzerren, um sie identisch erscheinen zu lassen und so Selbstgleichheit über die Zeit her zu stellen, allerdings auf Kosten einer zutreffenden Selbstkenntnis. Die Studie soll zudem longitudinal belegen, dass die Kohärenz von Lebenserzählungen eine Resilienz gegenüber biographischen Veränderungen darstellt, insofern sie dazu disponiert, mit akkommodativem biographischen Urteilen auf Veränderungen zu reagieren und sie narrativ zu überbrücken. Schließlich werden moderierende entwicklungspsychologische und klinische Einflüsse exploriert.Die Studie baut auf der longitudinalen MainLife-Studie kurzer erzählter Lebenserzählungen auf, die ursprünglich 172 Probanden in sechs Kohorten vierjährlich untersuchte, indem nach 16 Jahren eine fünfte Welle hinzufügt (erwartete Teilnehmendenzahl 123). Einem Gutachtervorschlag folgend soll eine zusätzliche parallele Stichprobe gleichen Umfangs erhoben werden, um Effekte wiederholten Erzählens zu kontrollieren und die statistische Power für Querschnittsanalysen zu erhöhen. Seit langem wird vermutet, dass die biographische Integration von Lebenseinschnitten und Veränderungen in die Lebensgeschichte wesentlich für ihre Bewältigung sei, was aber noch nie quantitative an tatsächlichen Lebenserzählungen untersucht wurde. Zudem erweitert die Studie bisher lediglich korrelationale narrative Untersuchungen des Wohlbefindens sowohl um eine Lebensspannenperspektive als auch um eine Außenperspektive auf das Ausmaß der Verzerrung der Selbstwahrnehmung. Nicht zuletzt ergänzt sie die Lebensspannen-Persönlichkeitspsychologie und die Positive Psychologie um eine biographische Perspektive.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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